In den Grätzlhotels in Wien ist man der Stadt ganz nahe. In ehemals leerstehenden Lokalen wartet ein ganz besonders authentisches Erlebnis auf die Gäste – mit einem ganzen Grätzl als Hotel-Foyer. SOCIETY hat mit Geschäftsführerin Theresia Kohlmayr gesprochen.
Die Grätzlhotels sind eine „neue Art die Stadt zu erleben“, so heißt es auf der Website. Können Sie das Konzept kurz erklären? Was macht es besonders und wie ist die Idee dazu entstanden? Was schätzen die Gäste an den Grätzlhotels? Wie eng sind diese mit Wien verbunden?
Unser Konzept war ursprünglich eine Antwort auf Leerstand in der Stadt, spezifisch auf das Problem, dass in Wien viele eigentlich sehr gut gelegene Geschäftslokale keine NachnutzerInnen finden können/konnten, durch ihre gewerbliche Widmung jedoch notwendigerweise einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden müssen/mussten.
Um die Wirtschaftlichkeit des Betriebs dezentralisierter Hotelzimmer in diesen ehemals leerstehenden Räumen zu ermöglichen, haben wir dann Cluster aus einzelnen Suiten in bestimmten Nachbarschaften gebildet, die jedoch, anders als in traditionellen bzw. typischen Hotels keine geteilten Flächen aufweisen, weswegen wir für Angebote wie Frühstück und Spa auf eine Synergie mit den jeweiligen Nachbarschaften gesetzt haben. So haben wir die Lobby in die Nachbarschaft bzw. in den öffentlichen Raum ausgelagert. Dadurch entstand organisch eine neue Form des Gästeerlebnisses, da unsere Gäste, anders als bei üblichen Hotelaufenthalten, schon beim ersten Schritt aus ihrem Zimmer hinaus mitten in der Stadt und im urbanen Leben stehen. Statt im Frühstücksraum mit Hotelgästen sitzen unsere Gäste neben Einheimischen im lokalen Café, kaufen neben Einheimischen beim lokalen Markt ein und nutzen generell die Angebote, die von und für Einheimische sind. So existiert unser Hotel in einer wundervollen Synergie mit der jeweiligen Nachbarschaft eines Standorts und ermöglicht unseren Gästen, das Leben in diesen unmittelbar zu erfahren bzw. zu erkunden. Sie können bei uns, wie wir gerne sagen, „BewohnerInnen auf Zeit“ werden. Ich denke, dass es genau diese Synergie bzw. die Nähe zum echten urbanen Leben ist, die unsere Gäste lieben, wobei unsere großzügigen, einzigartigen und mit Liebe fürs Detail gestalteten Suiten auch sehr gut ankommen. Unsere Räume sind Wohlfühloasen und Portale zum Stadtleben zugleich; Orte, wo man entspannen kann und Orte, von denen ausgehend man problemlos die Stadt erkunden kann; – eine Stadt, die zumindest in der unmittelbaren Umgebung nicht künstlich für das touristische Erlebnis adaptiert wurde. Unsere Stadt ist unsere Lobby und wir sind ebenso Teil von ihr, wie sie Teil von uns ist. Das macht uns einzigartig und begeistert viele Menschen; Gäste wie Einheimische.
Grätzlhotels Belvedere (c) Monika Nguyen
Wie werden lokale Betriebe in das Konzept miteinbezogen?
Lokale Betriebe sind unsere Partner. Sie bieten unseren Gästen, was unsere Gäste brauchen und profitieren durch die neue Kundschaft und die Tatsache, dass unsere Suiten hässliche Leerstände in ihrer unmittelbaren Umgebung ersetzen und das Straßenbild in der Nachbarschaft verschönern. Es ist eine wundervolle Interdependenz und, in meinen Augen, ein Zukunftsmodell für einen nachhaltigen Städtetourismus, der mit der Stadt, den lokalen Betrieben und den Einheimischen existiert und floriert.
Eine weitere Umsetzung des Konzeptes im Ausland ist in Arbeit. Welche Städte/Regionen forcieren sie hier? Wird es auch in Wien in Zukunft weitere Grätzlhotels geben?
Expansion ist für uns immer eine attraktive Option und unser Wachstum wird hoffentlich weitergehen, wenn die Corona-Krise und ihre Folgen überstanden sind und sich ein neues Normal etabliert hat. Die Krise hat viele unserer alten Pläne durcheinandergebracht. Weitere Standorte in Wien sind aber zu erwarten und auch Expansion in andere Städte in Österreich und Europa ist für uns in naher Zukunft wieder denkbar. Nach einer schwierigen Zeit und viel Stillstand seit Beginn der Krise freuen wir uns jedenfalls sehr, wenn es wieder bergauf geht und wir wieder glückliche Gäste in unseren Suiten einquartieren dürfen.
(c) Grätzlhotel Karmelitermarkt (c) Monika Nguyen
Grätzlhotel – Meidlinger Markt (c) Monika Nguyen