Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Vizepräsidentin Carmen Goby und Wirtschaftsminister Martin Kocher eröffneten mit dem Staatspräsidenten von Ghana, H.E. Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, den Africa Day der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im Haus der Wirtschaft. SOCIETY Magazine berichtete bereits über den vergangenen Africa Day und den Exporttag mit Afrika Schwerpunkt.
von Dr. Rudolf Thaler
Der Africa Day ist ein idealer Treffpunkt für alle, die bereits in Afrika tätig sind und solche, die es dort hinzieht, um Geschäftsmöglichkeiten zu sondieren. Das Netzwerken mit allen in Afrika tätigen Wirtschaftsdelegierten, die Möglichkeit der Kontaktanbahnung mit Botschaften aus afrikanischen Ländern und online Meetings mit Unternehmen in Afrika machen den Africa Day einzigartig und wertvoll.
Ghanas Staatspräsident und Fußballstar werben für Investitionen
“Wir müssen den unermesslichen Reichtum an Ressourcen einsetzen, um Afrika aus der Armut zu führen”, so der Staatspräsident von Ghana. Afrika verfügt über zwei Drittel der weltweiten Anbaufläche und könnte damit die ganze Welt ernähren. Bis 2050 soll die Bevölkerungszahl auf 2,5 Milliarden Menschen steigen. Damit wird jede vierte Person aus Afrika stammen. 30% der Mineralreserven liegen auf dem Nachbarkontinent Europas. Die Abhängigkeit von Importen muss reduziert werden, Rohstoffe müssen vermehrt vor Ort veredelt werden. Präsident Akufo-Addo lädt zu Investitionen in sein Heimatland ein: “Ghana ist das sicherste Land in Westafrika. Unser Ziel ist es, den geschäftsfreundlichsten Bedingungsrahmen zu schaffen”.
Fußballstar Didier Drogba warb als Investitionsbotschafter für Engagements in Afrika und natürlich auch in seinem Heimatland Côte d’Ivoire: “If you want to multiply your investment 100 times go to Silicon Valley, 1.000 times go to Africa”.
Fokus auf das dynamische, innovative Afrika
Krieg, Korruption, Armut, Migration sind gängige Narrative. Zu wenig im Blickpunkt steht das „andere“ Afrika, das stark wachsende, junge, kreative, technologieaffine. Afrika ist nach Asien der Wachstumskontinent. Eine Prognose des IMF zählt 2024 neben asiatischen Ländern hauptsächlich afrikanische Staaten zu den Top 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften: Über 7% Wirtschaftswachstum werden beispielsweise für Ruanda, Senegal und Niger erwartet. Der mangelnde Zugang zu Banken für einen Großteil der Bevölkerung macht Afrika weltweit führend bei digital und mobil Banking. Es entsteht eine lebhafte Startup Szene. Der Kontinent verfügt über die jüngste Bevölkerung der Welt und damit einen Motor für Kreativität und Innovation. Das Medianalter der Bevölkerung ist am afrikanischen Kontinent 19 Jahre, in Indien 28, in China und USA jeweils 38 Jahre.
Afrika ist flächenmäßig ein Riese, wirtschaftlich ein Zwerg mit riesigem Potential
Afrika ist riesig. Flächenmäßig haben China, Indien, USA, Japan und viele Staaten Europas auf diesem riesigen Kontinent Platz. Afrikanische Staaten verfügen über einen immensen Rohstoffreichtum, konnten diesen aber bisher nicht wirtschaftlich umsetzen.
Die größte Volkswirtschaft Afrikas ist Nigeria mit einem GDP von 506,6 Milliarden USD. Zum Vergleich die führenden Volkswirtschaften auf anderen Kontinenten: USA 26,9 Billionen USD, China 19,4 Billionen USD, Deutschland 4,3 Billionen USD, Brasilien 2,1 Billionen USD, Saudi Arabien 1,1 Billionen USD. Alle 54 afrikanischen Staaten zusammen entsprechen in etwa der Wirtschaftsleistung Frankreichs.
Der Kontinent verfügt über einen immensen Reichtum an Bodenschätzen und strategischen Materialien, die für Technologien des 21. Jahrhunderts benötigt werden. So liegt beispielsweise der weltweite Produktionsanteil bei Platin 74% und 68% bei Kobalt. Dies könnte dem Kontinent bei smarter Vermarktung einen Schub verschaffen. Die Wirtschaft aller afrikanischen Länder wuchs seit 1990 um 1% jährlich, Indien und China vergleichsweise um 5% und 9% jährlich. Trotz des globalen Bevölkerungsanteils von 18% beträgt der Anteil am Welthandel nur 3%.
Riesiges Austro-Exportpotential mit vielfältigen Chancen
Österreichische Unternehmen exportierten 2022 Waren im Wert von zwei Milliarden Euro nach Afrika. Innovative Lösungen ‘Made in Austria’ sind gefragt, beispielsweise in den Bereichen Energie, Umwelttechnik, Wassermanagement, Bergbau, erneuerbare Energien, Transport, Gesundheit oder Digitalisierung. 80% der rot-weiß-roten Exporte gehen in sieben Länder, und zwar nach Südafrika, Ägypten, Marokko, Nigeria, Algerien, Mali und Tunesien. Südafrika ist mit einem Drittel der Exporte Österreichs wichtigster Handelspartner in Afrika.
Eine Analyse der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ortet fünf Mega-Trends in Afrika:
– Bevölkerungswachstum und Urbanisierung: Afrika ist die am raschesten urbanisierende Weltregion, dementsprechend sind “Smart City” Technologien gefragt.
– Industrialisierung eröffnet Chancen durch Importsubstitution
– Ausbau der Infrastruktur
– Fokus auf erneuerbare Energie: Gestützt auf Finanzierungsprogramme internationaler Organisationen wird stärker in Ausbau und Nutzung von grünen Technologien investiert
– Einführung mobiler und digitaler Technologien: Vom Bildungszugang über die Gesundheitsversorgung bis hin zu Fintech, Agrotech, Smart Logistics und Entertainment wird von jungen, innovativen afrikanischen Entwicklern an digitalen Lösungen gearbeitet
“Viele dieser Megatrends decken sich mit den Stärkefeldern der österreichischen Firmen”, erläutert Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ Generalsekretärin.
Wirtschaftsdelegierte sind für den erfolgreichen Markteinstieg entscheidend
Zur Sondierung des riesigen Potentials am afrikanischen Kontinent mit seinen großen kulturellen Unterschieden ist die Guidance durch die Wirtschaftsdelegierten und deren Teams wesentlich für den erfolgreichen Markteinstieg. Die 54 Staaten Afrikas sind keine homogene Gruppe, sondern erfordern vielfach eine unterschiedliche Herangehensweise. Die Kontaktanbahnungen bei den Wirtschaftsmissionen der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, die Expertise der AußenwirtschaftsCenter und das Netzwerk der Wirtschaftsdelegierten auf Unternehmens- und Regierungsebene werden besonders hervorgehoben. Dies bekommt Michael Otter, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT, als Feedback bei seinem Panel mit erfolgreichen Unternehmern.
Ein Award für unternehmerische Spitzenleistungen in Afrika
Die Austro-Exporte in die 54 Staaten des afrikanischen Wachstumskontinents mit 1.4 Milliarden Menschen betragen nur zwei Milliarden Euro, was den österreichischen Exporten nach Schweden mit acht Millionen Menschen entspricht. Rot-weiß-rote Erfolgsgeschichten auf dem Wachstumskontinent Afrika gehören erzählt und auf den roten medialen Teppich geholt, um andere zu motivieren. Beispielsweise mit einem Africa Austria Biz Award (AABA).
Als ehemaliger Wirtschaftsdelegierter startete ich den US-A-Biz Award, der sogenannte WirtschaftsOscar und den Silk Road Biz Award, um die vielfach unbekannten Spitzenleistungen österreichischer Unternehmen im wettbewerbsintensivsten Markt USA und in den vielfach unbekannten Staaten Zentralasiens auf den roten Teppich und in das mediale Rampenlicht zu holen. Die Auszeichnung besteht in Medienpräsenz, was gleichzeitig andere Unternehmen auf die Attraktivität des afrikanischen Marktes aufmerksam macht.
Banner: WKO/Fotos: Thaler