Zwischen östlicher und westlicher Welt – die tunesische Künstlerin Meriem Bouderbala

Meriem Bouderbala will das Potenzial von zeitgenössischer Kunst außerhalb traditioneller Denkweisen nutzen. Ihre Arbeiten spielen mit Fotografie und Installation und fordern die Darstellung des Körpers und der Identifikation von sich selbst und dem Anderen heraus.

Meriem Bouderbala ist eine der fünf einflussreichsten arabischen Künstlerinnen, vielfach ausgezeichnet und bedeutend für die Entwicklung zeitgenössischer Kunst: Sie wurde 1960 in Tunis geboren und studierte an der Aix – en – Provence in Frankreich, sowie der Chelsea School of Art in London und schloss das Studium der Visual Arts 1985 mit Auszeichnung ab. Seit 1986 hatte Meriem Bouderbala Ausstellungen in Frankreich und Tunesien, in Washington, Lissabon und kürzlich auch in Wien. Ihre Werke sind Teil von öffentlichen und privaten Sammlungen, unter anderem der des Kulturministeriums in Tunesien, der Fondation ELF und dem Arab World Institute in Paris.

Seit ihrer ersten eigenen Ausstellung im Jahr 1987 in Paris hatte die Künstlerin zahlreiche Ausstellungen in Frankreich, Tunesien und Marokko – ihre Arbeiten wurden aber auch regelmäßig in Galerien und Museen in Europa, der USA und Nord Afrika gezeigt. Meriem Bouderbala erhielt 2010 in Frankreich den Orden der Künste und der Literatur und darüber hinaus viele weitere Auszeichnungen.

Leben in zwei Welten

Meriem Bouderbala versucht sich an der Darstellung von schwierigen oder unmöglich erscheinenden Themen wie Feminismus/Weiblichkeit, Chaos oder Kultur. Zwischen Paris und Tunis lebend, schöpft Meriem Bouderbala ihre kreativen Inspirationen aus beiden Ländern und Kulturen. Der kulturelle Austausch im kreativen Prozess der Künstlerin erlaubt es ihr an einen Punkt zu gelangen an dem „die menschliche Figur zur selben Zeit Fleisch und Zeichen ist“. Sie versucht, die östliche und westliche Vision ihrer eigenen Wahrnehmung durch die Darstellung des (weiblichen) Körpers zu einem Ganzen zu verschmelzen. Die verzerrten und fließenden Konturen, sinnlichen und dynamischen Formen, vermischt mit barocken Figuren und flüchtigen Silhouetten von Stoffen, die die Körper verhüllen, offenbart und hinterfragt zur selben Zeit gesellschaftliche Konstruktionen was bleibt verborgen, was wird gezeigt? Ein Beispiel ist die „Beduine“: eine Frau, die mit ihrem traditionellen tunesischen Tuch bekleidet ist. Indem sie ihren eigenen Körper in ihren Arbeiten verwendet, fordert die Künstlerin die fortdauernde orientalistische Vision des Bildes der arabischen Frauen heraus. Bouderbala ist eine in Tunesien geborene Künstlerin, und man kann die Bilder nicht von Kontroversen um den Schleier trennen.

In Wien war Meriem Bouderbala dieses Jahr anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt mit ihrer Ausstellung „Hommage à Klimt“ im Kunstforum Wien. Eines ihrer wundervollen Bilder ist nun Teil der Sammlung des Ernst Fuchs Museums. Mit dieser Ausstellung baute sie eine ungewöhnliche Brücke zwischen „Orientalismus“ und Wiener Jugendstil.

Fotocredit: SOCIETY/Schiffl

Fotocredit Bilder von Meriem Bouderbala: Meriem Budabala