Klimaschutz: „Es wird zum Standard, Verantwortung zu übernehmen“

Ferry Heilemann ist Gründer, Investor und Klima-Aktivist. Sein Buch „Climate Action Guide“ ist ein Leitfaden für all jene Unternehmen, die Verantwortung übernehmen und die Zukunft klimafreundlicher gestalten wollen. SOCIETY hat mit ihm gesprochen.

In Ihrem Buch „Climate Action Guide” geht es unter anderem darum, dass Unternehmen Verantwortung hinsichtlich des Klimawandels übernehmen. Wie kann dieses „Verantwortung übernehmen“ aussehen und was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?

Es geht darum, Verantwortung für negative Auswirkungen, die durch das Unternehmen entstehen und für alle Emissionen, die durch das Unternehmen oder Produkt freigesetzt werden, zu übernehmen – noch bevor es regulatorisch vorgeschrieben wird. Das heißt konkret: Bewusstsein schaffen, Entscheidungen auf Umweltfreundlichkeit ausrichten und nicht vermeidbare Emissionen unbedingt kompensieren.  

Ich habe 2015 angefangen, zu begreifen, was für ein gigantisches Problem die Klimakrise für die Menschheit darstellt. Seitdem engagiere ich mich. Das hat mein Leben auf den Kopf gestellt: ich habe meine Firma klimaneutral gestaltet und dann mit den „Leaders for Climate Action“ die größte dem Klimaschutz verpflichtete unternehmerische Community gegründet. Mein Antrieb ist es, wirklich alles in meiner Kraft stehende zu tun, um unseren Planeten zu bewahren. Mein Buch ist ein wichtiger Meilenstein, der hoffentlich viele Leser zur Climate Action anspornt.

Lässt sich wirtschaftlicher Erfolg überhaupt mit Klimaschutz vereinbaren?

Zu 100 Prozent! Künftig werden die Firmen, die keinen Klimaschutz betreiben, vom Markt verschwinden. Es wird zum Standard und nicht zur Ausnahme, Verantwortung zu übernehmen. Tesla ist hier vielleicht ein gutes Beispiel, innerhalb von wenigen Jahren ist Tesla als einzig rein elektrischer Autokonzern heute einiges mehr wert als VW, BMW, Mercedes, Audi und Porsche zusammen. Wertvoller als die wichtigste, über 100 Jahre mit unfassbarem Aufwand aufgebaute Industrie Deutschlands.

Sie sind Mitgründer von „Leaders for Climate Action“ – können Sie kurz die Strategie dieser Initiative erklären?

Wir möchten eine Gemeinschaft schaffen, denn nur zusammen können wir etwas bewegen. Wir wollen den Zugang zu Wissen vereinfachen. Das heißt: wir bereiten die Informationen auf, recherchieren, erstellen Guidelines – und das komplett unabhängig und ohne Profit. Aber unsere Mitglieder werden auch zur Verantwortung gezogen: Sie müssen in Reports über ihre Fortschritte berichten. So wollen wir die entscheidende Community sein, die Climate Action und Klimaneutralität in der europäischen Digitalszene macht.

Sie haben sehr viel Erfahrung im Bereich der Digitalisierung. Wie kann diese zum Klimaschutz beitragen bzw. wie kann sie genutzt werden, um der Klimaerwärmung entgegenzuwirken?

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Technologie wird uns helfen, viele Prozesse zu optimieren. Sensoren können unseren Strom- oder Wärmeverbrauch stark reduzieren. Apps wie DocuSign lassen die Papierberge schrumpfen. Home-Office und Remote Work können Büroräume einsparen.

Wir erleben derzeit sehr eindrucksvoll, wie Kommunikationstechnologien – wie etwa Zoom – uns ermöglichen, weniger nötige Reisen einzusparen. Außerdem sind sie unerlässlich für die Aufklärung und den Aufbau einer internationalen Bewegung wie „Fridays For Future“.

Digitalisierung spielt praktisch in jedem Lebensbereich eine bedeutende Rolle. Sie wird das Problem nicht allein lösen können. Dazu brauchen wir jetzt neue technische Lösungen und vor allem einen grundlegenden Verhaltenswandel.

Titelbild: Autor Ferry Heilemann/(c) Ferry Heilemann