SOCIETY sprach mit dem Honorarkonsul von Albanien in Österreich, Mag. Markus Posset, über das unentdeckte Potential Albaniens und die albanisch-österreichischen Beziehungen.
Vor kurzem haben Sie das Amt des Honorarkonsuls von Albanien in Österreich übernommen. Wie kam es dazu?
Ich habe schon immer gute Kontakte nach Albanien gepflegt und einige meiner Geschäftspartner befinden sich ebenfalls dort. Unter anderem deshalb wurde ich vom albanischen Botschafter in Österreich, S.E. Roland Bimo, und dem Ministerpräsidenten Albaniens, Edi Rama – noch vor der Wahl im April dieses Jahres – gefragt, ob ich das Amt übernehmen wollen würde.
Welche Aufgaben warten als Honorarkonsul von Albanien in Österreich auf Sie?
HonorarkonsulInnen sind ja ehrenamtlich tätig und gerade hier ist es wichtig, die gegenseitige Wahrnehmung, aber auch die Bereiche Wirtschaft, Kultur, Sport, etc. im Einverständnis beider Länder zu fördern und zu vertiefen.
Albanien und Österreich haben historisch weit zurückreichende, sehr enge Beziehungen.
Das hat vor allem mit den Habsburgern zu tun, die die albanische Nationsbildung sowie die Unabhängigkeit des albanischen Staates unterstützt haben. Österreich-Ungarn hat damit sicherlich einiges zur Entstehung des modernen Albaniens, das wir heute kennen, beigetragen.
Welches wirtschaftliche Potential schreiben Sie dem Land zu und wie sieht die aktuelle Zusammenarbeit zwischen Österreich und Albanien aus? Österreich ist ja der sechstgrößte Investor in Albanien.
Es gibt viele zukunftsträchtige Branchen in Albanien. Im Energiebereich z.B. ist Österreich bereits mit einigen Unternehmen präsent. Außerdem ist der Hotel- und Medienbereich sehr spannend, hier gibt es aktuelle Projekte wie z.B. den neuen Flughafen in Vlora oder Tourismusvorhaben an den teilweise unentdeckten Küsten. Der Tourismussektor wird in Zukunft zu einem der spannendsten Bereiche überhaupt: Es gibt wunderschöne Plätze, aber nur wenige große Hotels mit vier oder fünf Sterne-Standards. Die Landschaft, das Meer und das Essen sind toll, aber eben noch unentdeckt.
Wie ist Albanien neben der Botschaft und den Honorarkonsulaten noch in Österreich vertreten?
Es gibt zum Beispiel die Österreichisch-Albanische Freundschaftsgesellschaft, aber auch sehr viele namhafte albanische Firmen, die ihren Sitz in Wien haben. Hier kann man vor allem die Balfin Group (www.balfin.al) mit dem Inhaber Samir Mane, der als reichster Mann Albaniens gilt, nennen. Der Geschäftsführer der Balfin Holding in Österreich und der Albatrade ist Herr Alban Caslli, welcher seit mehr als 20 Jahren sehr erfolgreich im Handelsbereich für Elektronikgeräte im Balkanraum mit großen Marken wie z.B. Samsung tätig ist.
Albanien gilt als EU-Beitrittskandidat, die Verhandlungen haben aber noch nicht begonnen. Wie blicken Sie dahingehend in die Zukunft?
Jetzt darf die EU nicht zu lange zögern, denn andere Akteure sind im Bereich der Wirtschaftsbeziehungen aktiv. Es ist Zeit, Beitrittsverhandlungen für die Mitgliedschaft aufzunehmen.
Welche Vorteile bringt es für die EU, wenn Albanien Teil davon wird?
Zum einen bringt ein Beitritt Albaniens sicherlich Vorteile im Hinblick auf die Währungsunion, auf Außenhandels- und Einreiseabkommen oder hinsichtlich der Zollbestimmungen. Außerdem können neue und schnellere logistische Wege erschlossen werden. Österreich kann hier auch einige Projekte mitfördern, denn Albanien gilt als gutes Investitionsland, in dem man hervorragende Renditen erwirtschaften kann, vor allem im Immobilienbereich.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Albaniens?
Ich wünsche mir, dass Albanien sehr schnell vom EU-Beitrittskandidaten zu einem EU-Mitgliedsland wird und dass die Beziehungen und auch das Image des Landes verbessert werden. Albanien wird in den Medien teilweise noch immer unterschätzt, obwohl es unglaublich viel zu bieten hat: von Kunst und Kultur über Geschichte und Natur bis hin zur Kulinarik.
Fotos: Michael Gruber, BMEIA, Stefan Diesner