Die Salzburger Festspiele: Ein Schauplatz der Künste

Die Salzburger Festspiele feierten 2020 ihr 100-jähriges Jubiläum. SOCIETY sprach mit Präsidentin Ulrike Rabl-Stadler über Vergangenheit und Zukunft des großen Festivals für Oper, Musik und Schauspiel.

Sie sind seit 1995 Präsidentin der Salzburger Festspiele: Was waren in der Zeit Ihre größten Highlights?

Helga Rabl-Stadler Festspielpräsidentin Salzburg Februar 2020

Um diese Frage zu beantworten, bräuchte ich viele Seiten, denn jedes Jahr hatte seine besonderen Höhepunkte. Und als Präsidentin muss und will ich nicht einen Programmpunkt herausstreichen, wo wir doch jeweils mit dem Intendanten an der Spitze ganz besondere Konstellationen möglich gemacht haben, ganz besondere Künstlerinnen und Künstler nach Salzburg geholt haben. Unvergesslich bleibt für mich die Eröffnung des neuen Haus für Mozart zum 250. Geburtstag des Genius loci 2006. Bis zuletzt habe ich gezittert, ob die Akustik den gestrengen Anforderungen von Nikolaus Harnoncourt gerecht wird. Als er dann mit einem herrlichen Figaro das Haus einweihte und die Akustik lobte, war alles gut. Und die vielen schönen Opern, die ich gehört und gesehen habe…

Aber sicher war die Traviata 2005 mit Anna Netrebko, Rolando Villazón und Thomas Hampson ein Höhepunkt. Diese Inszenierung von Willy Decker ist heute noch so gültig wie damals, trifft heute noch mitten ins Herz.

Ganz wichtig für die Festspiele ist immer, dass das Gründungsstück, unser Jedermann, funktioniert, um es ein bisschen salopp auszudrücken. Es war eine wunderbare Idee von Jürgen Flimm, dem damaligen Schauspielchef, Christian Stückl 2002 eine Neuinszenierung mit Peter Simonischek, einem der besten Jedermänner in der Festspielgeschichte, anzuvertrauen.

Was ist die kulturelle Bedeutung der Salzburger Festspiele und des Stückes „Jedermann“?

Die Festspiele wurden mitten im Ersten Weltkrieg als Friedensprojekt ersonnen. Der erste Jedermann auf dem Domplatz fand am 22. August 1920 statt, trotz Hunger und Not und einer vom Krieg grausam zerstörten Stadt. Der feste Glaube unserer Gründerväter an die Kraft der Kunst hat die Festspiele möglich gemacht. Darum haben wir auch vergangenes Jahr, als praktisch alle anderen Festivals wegen der Pandemie abgesagt haben, den Mut gehabt, dennoch Festspiele zu veranstalten. Wir hätten uns ob unseres Kleinmuts vor Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal geschämt.

Das Stück Jedermann, von den Kritikern oft mit Häme als Theaterkitsch abgetan, war und ist das Herzstück der Festspiele. Das Spiel vom Tod des reichen Mannes, der plötzlich erkennen muss, dass ihm das Geld in seiner letzten Stunde nicht helfen kann, packt jeden Zuschauer.

Was sind die nächsten Ziele und Pläne der Salzburger Festspiele und worauf freuen Sie sich am meisten, sobald der normale Kulturbetrieb in Österreich wieder in Schwung kommt?

Wir werden hoffentlich in diesem Sommer unser ganzes Programm verwirklichen können. Testen, Impfen, Masken – all das gibt ja zusätzliche Sicherheit. Und wir haben bereits 2020 gezeigt, dass man Festspiele auch unter dem Vorrang der Gesundheit durchführen kann. 76.000 Zuschauerinnern und Zuschauer, 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Künstlerinnen und Künstler und darunter kein einzig positiv getesteter Fall.

Die Stimmung war vergangenes Jahr sehr besonders, weil alle total auf die Kunst konzentriert waren. Und trotzdem wünsche ich mir, dass die Festspiele wieder das Gesamtkunstwerk werden, als das sie vor 100 Jahren gegründet wurden. Zu den Festspielen gehört die Kunst, das Gesellschaftsleben rundherum und die Stadt in ihrer italienischen Pracht. Die Hofstallgasse ist das schönste Pausenfoyer der Welt, die Domfassade das schönste Bühnenbild.

Fotos: Bernhard Müller/Andreas Kolarik/Marco Borrelli/Lukas Pilz