Pionier in Ostafrika

Thomas Kopp ist Geschäftsführer bei 3LOG premium logistics und Intercont logistics & trading. Vor drei Jahren wagte er den unternehmerischen Schritt nach Tansania, was ihm 2019 den „Export Preis“ in Silber einbrachte. SOCIETY sprach mit ihm über die Potentiale des ostafrikanischen Marktes.

Mit Intercont logistics & trading ltd. haben Sie 2018 eine Schwestergesellschaft in Daressalam, Tansania gegründet – Warum gerade an diesem Standort?

Die neue Seidenstraße und Ostafrika geraten immer mehr in den Fokus, die Region um die Subsaharazone birgt große wirtschaftliche Potentiale. Für Tansania sprechen einige gute Gründe: Ostafrika hat eine Freihandelszone, die ähnlich funktioniert wie die EU; unser Standort am Seehafen in Daressalam ist eine logistisch wertvolle Anlaufstelle für deren Mitgliedsländer. Zudem bestehen im Land stabile systempolitische Verhältnisse und ein sicheres Bankensystem. Nach dem Rechtswesen, das auf dem British Common Law basiert, können Firmengründer, -Eigentümer und Management zu 100% ausländische Investoren sein – eine für uns natürlich sehr vorteilhafte Regulierung. Wie in den meisten Ländern Ostafrikas ist außerdem Englisch die offizielle Amtssprache: Das erleichtert die Kommunikation und war mitunter ein Grund für mich, mich dort niederzulassen. Tansania war aber sicherlich nur der erste Schritt. Ich plane weiter in Ostafrika zu expandieren, hochinteressant wären etwa Kenia oder Ruanda, das als Silicon Valley Afrikas gilt.

Wie zeigen sich die wirtschaftlichen Potentiale Ostafrikas und wie können diese Dynamiken am besten genutzt werden?

Afrika hat eine ökonomisch aufregende Zukunft vor sich. Tansania erlebt zurzeit ein reales Wirtschaftswachstum von 4-5% – davon können wir im rezessiven Europa nur träumen. Das Bevölkerungswachstum boomt, auch der Mittelstand wird weiter wachsen. Da muss man präsent sein und die aufkommenden Chancen nutzen, bevor das jemand anderes macht.

Der afrikanische Kontinent wird im Moment von chinesischen und türkischen Investoren überrollt; das bedeutet verlorene Möglichkeiten für europäische Unternehmen. Zusätzlich zu unserer Logistiktätigkeit bemühen wir uns, dem entgegenzusteuern und österreichischen Investoren im Bereich private equity Investitionen für Projekte in Tansania oder Kenia zu ermöglichen. Aktuell wurde in diesem Rahmen eine Covid-19-Maskenfabrik mit österreichi- schem Kapital gebaut. Auch Produktion und Export sind vielversprechend: Einer meiner Kollegen verarbeitet und exportiert biologische Cashewnüsse, auch Intercont strebt an, Bio-Avocados nach Europa zu bringen. In Tansania gibt es nämlich sehr viel Wasser und die Früchte gedeihen wunderbar.

In Europa und Österreich hat man das Potential des ostafrikanischen Marktes noch nicht zur Gänze erkannt. Hier würde ich mir durchaus mehr Engagement und Unterstützung wünschen, auch von offizieller Seite. Wir müssen viel mutiger sein und mehr in Afrika investieren, sonst werden wir bald von links und rechts überholt. Momentan leistet die eingeschworene Gruppe an österreichischen Unternehmern in Tansania wahre Pionierarbeit, auf die man sehr stolz sein kann.

Welche Herausforderungen stellt die Tätigkeit in Ostafrika?

Viele ausländische Unternehmer scheitern in der Region. Meistens liegt das daran, dass die selbe Businesskultur erwartet wird, wie man sie aus Europa kennt. Doch in Afrika laufen die Dinge einfach anders, Treffen ergeben sich kurzfristig, Termine können nicht so dicht getaktet werden. Um Vertrauen zu lokalen Unternehmern zu schaffen, muss man sich an deren Stil anpassen – letztendlich sind wir immer noch Gäste im Land. Ich bin mittlerweile zum glühenden Tansania-Fan geworden: Die Menschen sind sehr nett und zugänglich; wenn man ihnen mit Respekt begegnet, kommt immer ein Lächeln zurück. Der ostafrikanische Markt ist natürlich auf seine Weise herausfordernd. Dennoch muss man den Mut haben, neue Dinge anzugehen – nur dann wird man auch belohnt. Wer den Schritt nach Afrika wagt, sollte sich zuvor jedenfalls mit jemandem absprechen, der sich auskennt.

Fotos: SOCIETY/Pobaschnig