von Dr. Rudolf Thaler, Wirtschaftsdelegierter a.D.
WKÖ-Präsident Harald Mahrer, Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Leiter Michael Otter eröffneten den Exporttag 2025. Mit über 60 WKÖ Wirtschaftsdelegierten aus aller Welt und 3.000 Unternehmensvertretern ist dies die größte Exportveranstaltung Österreichs. Der Exporttag 2025 stand diesmal unter dem Motto ‘Seizing Business Opportunities. NOW!’
“In einer Welt voller Unsicherheiten braucht es mehr als gute Produkte und Dienstleistungen – es braucht strategische Resilienz, marktorientierte Preise und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Der Exporttag ist ein starkes Signal. Wir geben nicht klein bei – wir gehen mutig voraus. Mit Orientierung, mit Chancen – und mit dem Rückenwind unseres globalen Netzwerks AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, auf das sich unsere Betriebe verlassen können”, so WKÖ-Präsident Mahrer. “Gerade in Zeiten globaler Umbrüche ist es entscheidend, dass wir als Exportnation unsere wirtschaftlichen Beziehungen breiter aufstellen. Die gezielte Diversifizierung unserer Handelspartner, das Heben ungenützter Potentiale in neuen Wachstumsmärkten und der Ausbau bewährter Partnerschaften sichern die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes nachhaltig ab”, betonte Bundesminister Hattmannsdorfer.
Europas Reformstau schafft Chancen für österreichische Unternehmen
“Wir müssen Donald Trump für den Weckruf dankbar sein”, so Christian Lindner, ehemaliger deutscher Finanzminister, in seiner Keynote. Deutschland ist im Wettbewerbsranking vom sechsten Platz auf Rang 24 zurückgefallen. Die Idee, als Softpower mit den besten Standards Nachahmer zu finden, war ein Irrtum. Es entsteht eine neue Weltordnung. Die Fragmentierung der Märkte schafft neue Chancen für Europa und Österreich. Investoren in Asien und Naher Osten sind zunehmend an Europa interessiert, allerdings in erster Linie als safe haven.
Österreichische Unternehmen können Transformationsprozesse aktiv nutzen und erfolgreich neue Märkte erschließen. “Strategische Marktdiversifizierung ist heute kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Gerade für eine traditionell europalastige Exportwirtschaft wie die Österreichs”, so Lindner. Durch Strukturreformen, Förderprogramme, Infrastrukturinvestitionen entstehen neue Chancen, auch in unmittelbarer Nähe, etwa in Deutschland. Der Investitionsbooster bietet zusätzliche Absatzmöglichkeiten beispielsweise für Maschinenbaufirmen, Baudienstleister, Fahrzeugbauer, Schienenhersteller.
Unternehmen sollten sich nicht auf Regierungen verlassen, sondern auf sich selbst. Ein schwacher Dollar und ein zunehmend starker Euro ist für eine exportorientierte Wirtschaft eine schlechte Nachricht. Doch das Beispiel Schweiz zeigt: “Der starke Franken wirkte wie eine Produktivitätspeitsche”.
Lindner prangert Europas Bürokratie an. Während beispielsweise The Stargate Project 500 Milliarden US-Dollar an Investitionen in Künstliche Intelligenz ankündigt, schafft die EU eine KI-Behörde mit 140 Beamten. ‘We want to innovate, you want to regulate’ ist in den USA ein gängiger Vergleich mit Europa.
Resilienz ist teuer
“Ein klares Verständnis geopolitischer Zusammenhänge ist für österreichische Unternehmen entscheidend, um Risiken frühzeitig zu erkennen und neue wirtschaftliche Chancen effektiv zu nutzen”, so der Politologe der Humboldt Universität Berlin, Herfried Münkler. Neue Exportchancen ergeben sich auch in einer Welt im Umbruch. Neben dem EU-Raum beispielsweise im Balkan. Weiters muss man sehen, welche Chancen sich durch die Zollblockaden zwischen den USA und China ergeben.
Resilienz ist teuer. Kein Regionalstaat kann Resilienz alleine stemmen. Die Bereitstellung von Fähigkeiten, die man hoffentlich nie gebrauchen wird, führt dazu, das Bestreben zu minimieren. Und sie wurde an die USA ausgelagert. Pandemie und Terroranschläge zeigten den mangelnden Zugriff auf Rohstoffe und Energieträger und die Empfindlichkeit von Lieferketten. Es ist ein Irrtum, militärische Macht durch wirtschaftliche Macht ersetzen zu wollen. Europa steckt in der Klemme. Von Russland bedroht, von USA erpresst.
Europas Wirtschaft ist robuster als gedacht
“Die USA werden selbst am meisten von den Zöllen betroffen sein”, erläutert Emily Mansfield, Regional Director der Economist Intelligence Unit. Für 2025 wird in den USA eine Rezession erwartet. Der europäische Markt ist widerstandsfähiger als oft angenommen. Europa ist hingegen stark dienstleistungsotientiert – über 70% der österreichischen Wirtschaft sind Dienstleistungen, ebenso über 60% der Exporte – und diese sind nicht von den US-Zöllen betroffen. Die unberechenbare Zollpolitik der USA steigert das Interesse an der EU als berechenbaren Handelspartner. Eine Einigung mit dem Mercosur Handelsblock wird voraussichtlich 2026 erwartet. Gespräche mit Indien, Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind im Gange.
Indien: Wachstumsmarkt und Innovationshub
Indien ist ein Tech Power House, das bevölkerungsreichste Land der Welt und einer der dynamischen Märkte der Welt. 2027 soll Indien Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ablösen. Indien ist mit 6,3% BIP-Wachstum der am stärksten wachsende G20-Staat. Die Dynamik wird von einem wieder erstarkten Privatkonsum und einem enormen Investitionsprogramm der Regierung getragen, so der Tenor eines Panels mit dem Minister für Information, Technology und Digital Services der Regierung Tamil Nadu, S.E. Palanivel Thiaga Rajan, der Österreich’s kleine und mittlere Unternehmen einlädt, sich mit den indischen KMU zu vernetzen und die Chancen beispielsweise in Folge der raschen Urbanisierung zu nützen.
Im Wirtschaftsbericht von Hans-Jörg Hörtnagl, WKÖ-Wirtschaftsdelegierter in New Delhi, werden sehr ausführlich ausgezeichnete Geschäftschancen in den Bereichen Industrie-Modernisierung (Anlagenbau, Automatisierung), Automotive/Mobility, Verkehrsinfrastruktur (Schiene, Seilbahnen, Tunnelbau, Verkehrsmanagement) E-Wirtschaft, Erneuerbare Energien und im Bereich Smart & Green City (Urban & Umwelt-Technologien) gesehen. Weiter noch in den Spezialnischen wie Startups, Digitalisierung und Innovation sowie Bollywood-Film-Produktionen. Der enorme indische Fachkräfte- und Talent-Pool gewinnt an Bedeutung. Österreich erzielte 2024 mit 1,31 Mrd. Euro einen Exportrekord.
Wo sind die Wachstumsmärkte?
Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA sieht großes Potential für die Intensivierung wirtschaftlicher Zusammenarbeit in Südostasien & Ozeanien, Zentralasien, Indien, der Golfregion, Japan sowie Nord- und Südamerika. Auch in den Ländern des Westbalkans ergeben sich vielversprechende wirtschaftliche Perspektiven für österreichische Unternehmen.
Eine Kernaussage des Exporttags 2025 ist: Europa braucht mehr Selbstbewusstsein. “Europa hat ein großes Potential, allerdings dominiert eine Mentalität des Lamentierens. Vorteile werden nicht gesehen”, sagt Walter Feichtinger, Center for Strategic Analysis.









