„Was uns alle eint, ist der Wunsch nach einer guten Zukunft“

Vizebürgermeister und Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz, Christoph Wiederkehr, spricht im SOCIETY-Interview über Zukunftsvisionen und Herausforderungen im Bildungsbereich.  

Seit November 2020 sind Sie Vizebürgermeister der Stadt Wien und außerdem Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz. Was sind die wesentlichen Ziele, die Sie sich gesetzt haben?

Mein Ziel ist es, Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen und eine vorausschauende zukunftsfitte Politik zu betreiben. Ein zentraler Hebel, um dieses Ziel zu erreichen, ist Bildung. Hier investieren wir in den nächsten Jahren massiv. Wir entlasten sowohl das Lehrpersonal als auch die Elementarpädagog*innen, indem jede Wiener Pflichtschule eine Schulassistenz für administrative Aufgaben bekommt und die Stunden für Assistenzpädagog*innen im Kindergarten verdoppelt werden. So haben die Pädagog*innen mehr Zeit für ihre wesentliche Aufgabe: die Betreuung, Unterstützung und Förderung von Kindern und Jugendlichen. Außerdem wird die Schulsozialarbeit ausgebaut und es werden zusätzlich Psycholog*innen und Sozialpädagog*innen zur Verfügung stehen. Zudem ist die Aufstockung von Sprachförderkräften ein wichtiges Projekt.

Im Rahmen des Kinder- und Jugendparlaments bekommen Kinder und Jugendliche von der Stadt 1 Million Euro für ihre Visionen für ihr Wien. Alle Wiener*innen zwischen 5 und 20 Jahren konnten im Oktober 2021 bereits ihre Ideen einreichen, die Siegerprojekte werden im Anschluss auch realisiert. So können sich die Jüngsten in unserer Gesellschaft aktiv beteiligen und ihren Lebensraum selbst mitgestalten.

Wird die Pandemie längerfristige Auswirkungen auf den Bildungsbereich haben? Wenn ja, wie kann man diesen entgegenwirken?

Das wichtigste ist, dass die Schulen auch in der Pandemie offen bleiben, denn nur so können die Bildungschancen unserer Kinder intakt bleiben und noch weitere massive psychosoziale Probleme verhindert werden. Deshalb haben wir an den Wiener Schulen ein engmaschiges Sicherheitssystem etabliert. Von Lehrer*innen und Schüler*innen wurde und wird hier Unglaubliches geleistet. Um den Folgen entgegenzuwirken, haben wir gemeinsam mit dem Bildungsministerium bereits seit dem letzten Schulsemester zusätzliche Förderstunden bereitgestellt. Auch Wien hat eigene Förderangebote verstärkt: Im Sommer gab es Lernhilfeangebote im Zuge der Summer City Camps, auch die Volkshochschulen boten gratis Lernhilfekurse an. Seit Herbst gibt es mit der Wiener Lernhilfe zudem 1.200 kostenlose Lernhilfekurse für Wiener Schüler*innen, auch an Schulen aus freier Trägerschaft.

Sie sind auch für den Bereich Integration zuständig. Hier haben Sie den Wiener Integrationsrat initiiert, der sich 2021 mit der Frage „Welche Auswirkungen und Folgen hat die Pandemie auf die Integrationspolitik der Stadt Wien?“ beschäftigt. Gibt es hierzu schon Antworten? Was sind zentrale Aufgaben in diesem Bereich?

Wien ist eine weltoffene und vielfältige Stadt. Nichtsdestotrotz stehen wir im Integrationsbereich Herausforderungen gegenüber – die Pandemie hat auch hier Spuren hinterlassen. Mit dem „Wiener Integrationsrat“ forcieren wir daher eine sachorientiere Debatte über Integration und Migration. In diesem Jahr wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die Integrationspolitik der Stadt beleuchtet, die Erkenntnisse und die Maßnahmen werden am Tag der Migrant*innen am 18.12. veröffentlicht. [Interview wurde im November 2021 geführt].

Generell verfolgen wir in Wien das Credo „Integration ab Tag 1“: Wir sehen es als unsere Aufgabe, dass alle neuen Wiener*innen mithilfe diverser Integrationsangebote bestmöglich auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet werden. Bereits bestehende Maßnahmen wie etwa die Förderung von Deutschkursen oder das Integrationsprogramm „StartWien“ sollen daher ausgebaut werden. Zudem muss das Thema Integration unbedingt stärker im Kontext von Bildung gesehen werden. Auch das Programm „Respekt – gemeinsam stärker“ unterstützt Schulen umfassend bei ihren diversen Herausforderungen.

Mein Ziel ist eine vernünftige und lösungsorientierte Integrationspolitik, die das Gemeinsame vor das Trennende stellt. Denn was uns am Ende alle eint, ist der Wunsch nach einer guten Zukunft.

Fotos: PID/Markus Wache