Nichts ist so schlecht für die Umwelt wie ein Baby-Söckchen, oder?

Das Social Start-up “kindby” mit Sitz in Wien ist der erste Online-Shop Österreichs, bei dem man Babykleidung für Kleinkinder von 0-12 Monaten monatlich mieten kann. SOCIETY sprach mit Lea Theiner über Babykleidung und den Teufelskreis von Fast Fashion. 

Wien ist Brutstätte zahlreicher alteingesessener Unternehmen, gleichzeitig bietet es jedoch auch Möglichkeiten für innovative Social Start-ups mit großem Impact. Ein Interview mit dem Unternehmen „kindby“ bereitet den Auftakt in unsere Beitragsreihe über wirtschaftliche Urgesteine und vielversprechende Newcomer*innen in der Unternehmenslandschaft Österreichs.

Warum bietet kindby ausgerechnet Babykleidung zur Miete an und nicht auch Kleidung für Erwachsene?

Babys wachsen besonders schnell in ihrem ersten Lebensjahr, deshalb ist die neu gekaufte Kleidung nach nur kurzer Zeit unbrauchbar. Sie landet dann entweder auf dem  Müll oder in Kleidungscontainern und dadurch meistens auf Mülldeponien. Das ist schlecht für die Umwelt, den Geldbeutel, die Eltern –  für alle. Wir versuchen dieses Problem mit kindby zu lösen und eine zukunftsfähige Alternative zu schaffen. Nichts wird weggeworfen, verstaubt in einem Schrank oder wird von Kindern in einem Niedriglohnland produziert.

Auf längere Sicht möchten wir aber auch Kleidung für ältere Kinder und Erwachsene vermieten, um allen das Konzept „mieten statt kaufen“ näherzubringen.

Besonders wichtig ist uns, dass ein Umdenken und auch eine Bewusstseinsschaffung passieren sollen. Nach dem Motto „nutzen statt besitzen“, kann man bei den ganz Kleinen anfangen und so einen nachhaltigen und für die Babyhaut schonenden Einstieg ins Leben garantieren.

Welche negativen Auswirkungen hat die Textilindustrie auf die Umwelt generell?

Die Textilindustrie ist der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt, nach der Ölindustrie. Sie ist jedes Jahr für über 1,2 Mrd. Tonnen CO2-äquivalente Emissionen verantwortlich. In unserer Gesellschaft gibt es eine große Wissenslücke darüber, wie und unter welchen Umständen unsere Kleidung hergestellt wird.

Durch die heutige Fast-Fashion Industrie gibt es einige Verlierer im System. Die Umwelt leidet unter Dürre, weil Baumwollfelder den Grundwasserspiegel dramatisch senken. Toxine und Chemikalien verschmutzen lokale Flüsse und Gewässer, was Wildtiere und eine Bewirtschaftung von Feldern fast unmöglich macht.

Im Vergleich zu Baumwolle und anderen pflanzlichen Fasern haben Kunststofffasern noch einen weiteren Nachteil: Sie gelangen massenweise in die Umwelt und tragen zur Verschmutzung durch Mikroplastik bei. Insgesamt 35 Prozent des Mikroplastiks in den Weltmeeren stammt von synthetischen Textilfasern, wie eine Studie der International Union of Conservation of Nature (IUCN) zeigt.

Wo kauft kindby Babykleidung, um aus dem vermeintlichen Teufelskreis von Fast Fashion zu entkommen und wie können Kund*innen „nachhaltige“ Kleidung erkennen?

Es ist sehr wichtig zu wissen, dass Nachhaltigkeit bei Textilien nicht nur „Bio“ bedeutet, da nicht jede Biokleidung gleich ist. Darüber hinaus sind bei Textilien nicht nur ökologische Faktoren eine Herausforderung.

Es gibt große Probleme mit Land- und Wassernutzung, Wasserverschmutzung, und CO2-Erzeugung, aber auch Kinderarbeit und die Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Bildung von Mädchen, schreckliche Arbeitsbedingungen, mangelnde Gewerkschaften und vieles mehr.

Wir arbeiten mit einem Etikett namens „GOTS“, das sicherstellt, dass alle diese Punkte angesprochen werden, und nicht nur eine Bio Aufschrift auf unseren Etiketten prangert.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist, was mit der Kleidung passiert, wenn die Leute sie nicht mehr benutzen. Dies beinhaltet Hand-Me-Downs unter Freunden und Second-Hand-Kleidung.

Was passiert, nachdem alle unsere Freunde die Kleidung genutzt haben? Die Statistiken zeigen, dass der Großteil dieser Textilien auf Mülldeponien auf der ganzen Welt landet, selbst wenn sie die meisten in Spendenboxen legen.

Für wirklich nachhaltige Textilien benötigen wir also eine ökologische und ethische Produktion, aber vor allem ein sogenanntes Kreislauf-System, bei dem die Kleidung nicht in den Müll gelangt, sondern auf eine solche Art und Weise zurückkommt, dass wir kontrollieren können, was mit dieser am Ende ihres Lebenszyklus passiert. Derzeit werden nur rund 1% aller Textilien recycelt.

https://www.kindby.com/

Fotos: kindby