2010 initiierten das Mueso de Arte Popular (Museum der Volkskunst, MAP) und die Asociación de Amigos del Museo de Arte Popular das Projekt Vochol® in Zusammenarbeit mit den Regierungen der Bundesstaaten Jalisco und Nayarit.
Dieses innovative Projekt zeigt die Kunstfertigkeit der indigenen Gruppe der Huicholes, deren Kunsthandwerk für seine rätselhafte Schönheit und sein originelles Design bekannt ist. Acht Huichol-KünstlerInnen arbeiteten mehr als 9.000 Stunden an der Umsetzung ihrer künstlerischen Vorstellungen für das magische und farbenfrohe Design eines Volkswagen-Käfers. In minuziöser Feinarbeit brachten sie mehr als 90 Kilogramm bunte Perlen an der Karosserie an und verwendeten unterschiedliche Techniken und Materialien für die Gestaltung der Sitze, Räder, Lenkrad und Armaturenbrett. Seit 2011 wird der Vochol in Mexiko und international ausgestellt.
Ende 2010 wurde der Vochol zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Die Vernissage wurde von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie von Pressevertretern besucht. Die Veranstaltung wurde mit einer traditionellen Huichol-Zeremonie eröffnet, die von den zwei mitwirkenden Künstlerfamilien durchgeführt wurde.
Beschreibung des Vochol®
Der Vochol® ist ein Terminus, der sich aus zwei in Mexiko weitverbreiteten Wörtern zusammensetzt: „Vocho“ (gebräuchlich für den VW-Käfer) und „Huichol“ (Name einer indigenen Gruppe). Der VW-Käfer war jahrelang das weitverbreitetste Fahrzeug in Mexiko. Das erste Auto der meisten Mexikaner war ein „Vocho“. Die Huicholes sind eine ethnische Gruppe, die wegen ihrer Kosmogonie, ihrer Art sich zu kleiden und ihres Kunsthandwerks am bekanntesten für die mexikanische Kultur sind. Außerdem sind die bekannt für die rituelle Verwendung von „Peyote“ (Lophophora williamsii), eine in Mexiko heimische Kakteenart, die eine berauschende und psychoaktive Substanz liefert, das Meskalin, Grundstoff für die Herstellung von Drogen wie LSD.
Das Projekt verbindet zwei für das mexikanische Volk typische Konzepte, zwei Bräuche und zwei Geschichten, indem KünstlerInnen aus der Huichol-Kultur ihre Kunstfertigkeit an einem Exemplar der im 20. Jahrhundert in Mexiko derart beliebten VW-Käfer zum Ausdruck brachten.
Die Arbeit am Vochol® wurde von zwei Huichol-Familien, eine aus Nayarit und die andere aus Jalisco, durchgeführt. Das Ergebnis wurde zu einer Ikone der Kunstwelt und entwickelte sich von einem Kunstobjekt zu einem Botschafter Mexikos weltweit. Über den Vochol® wurden unzählige Artikel und Fotografien in vielen Ländern der Welt veröffentlicht. Tausende Menschen haben ihn besucht und bewundert. Er ist ein beliebter Hintergrund für „Selfies“. Die Besucher des Museo de Arte Popular (MAP) in Mexiko-Stadt kommen nur, um den Vochol® zu sehen. Er wird von Persönlichkeiten aus Diplomaten- und Geschäftskreisen besucht und wurde bei internationalen Kunstmessen und Präsidentenbesuchen gezeigt. Er ging auf Welttournee und wurde zum Star der Automobilmesse in Deutschland.
Der Vochol® ist ein mexikanisches Produkt, das ursprünglich 1931 in Deutschland von Ferdinand Porsche erfunden wurde. Der VW-Käfer wurde in Mexiko so beliebt, dass der allerletzte VW-Käfer der Welt im Werk im mexikanischen Puebla vom Band ging. Er ist in der mexikanischen Kultur so stark verankert, dass es in Mexiko sogar Gedichte, Lieder, Zeichnungen, Karikaturen, T-Shirts, Nachahmungen und Abwandlungen von VW-Käfern gibt.
Die indigene Gruppe der Huicholes
Die Huicholes, auch als Wixaritari bekannt, sind eine der repräsentativsten indigenen Gruppen Mexikos. Das Huichol-Volk lebt in der westlichen Sierra Madre, hauptsächlich in den zu den Bundesstaaten Jalisco und Nayarit gehörenden Abschnitten, aber auch in Teilen der Bundesstaaten Durango, Colima und Zacatecas. Das Huichol-Kunsthandwerk wird international für seine rätselhafte Schönheit, Kreativität und sein originelles Design geschätzt. Typisch für die Huichol-Kunst sind Techniken wie das Anbringen von kleinen Perlen, mit bunten Fäden oder Garn beklebte Unterlagen aus Holz sowie Kleidungsstücke und Musikinstrumente.
Das Museo de Arte Popular (Museum der Volkskunst)
2006 öffnete das Museo de Arte Popular (MAP) seine Türen und ist seither Ausstellungsort wunderschöner Exemplare des mexikanischen Kunsthandwerks, um dem nationalen und internationalen Publikum den Reichtum und die Bedeutung dieser Volkskunst zu vermitteln. Ein weiteres Ziel ist die Förderung und Verbreitung von Werken, die in traditioneller Weise hergestellt werden und so die mexikanische Identität erhalten. Diese Kunstwerke werden im Rahmen von Dauer- und Sonderausstellungen gezeigt.
Bei einem Besuch im MAP wird das Bewusstsein vermittelt, dass es in Mexiko keine isolierten Kulturen gibt, sondern dass die Produktivität von Volkskunst durch die Traditionen der unterschiedlichen Volksgruppen bereichert wird und dass eine Tradition nur mithilfe des kunsthandwerklichen Schaffens bewahrt werden kann.
Text von Walther Boelsterly, Museumsdirektor, MAP
© Alejandro Piedrabuena