In der Werkstätte der Hutmanufaktur Mühlbauer, am Schwedenplatz gelegen, werden Hüte auch heute noch nach handwerklicher Tradition hergestellt. SOCIETY sprach mit dem Geschäftsführer.
„Besser der Hut ist verrückt als ein Kopf“, so besagt es ein altes deutsches Sprichwort. Klaus Mühlbauer, der 2001 das Traditionsunternehmen von seinen Eltern übernommen hat, hat jedenfalls keine Berührungsängste mit Unkonventionellem. „Ich bin kein Traditionalist oder Nostalgiker – ich suche vielmehr das Neue, das Moderne und den Weg in die Zukunft“, erklärt er.
Den Betrieb gibt es seit 1903, damals eröffnete Julianna Mühlbauer eine kleine Hutwerkstätte mit samt Laden in Floridsdorf. Bei der Erzeugung der Hüte folgt man aber auch heute noch der mehr als einhundertjährigen Tradition. „Wir produzieren alles per Hand, einfach weil wir der Überzeugung sind, dass wir damit bessere Arbeitsergebnisse und eine höhere Qualität erzielen können“, so Mühlbauer, der selbst Hutmacher ist und das Handwerk im Betrieb seiner Eltern erlernt hat.
Diese Qualität wissen auch internationale Stars zu schätzen, so zählen etwa Madonna, Brad Pitt, Meryl Streep und Yoko Ono zu Mühlbauers Kunden. Weil es im deutschsprachigen Raum generell nur noch wenige Hutmanufakturen gibt, hat das Unternehmen auch nicht mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. „Es gibt sehr viele Bewerbungen und wir können uns unsere Mitarbeiter eigentlich aussuchen, so dass ich stolz behaupten kann, dass wir die ,Golden Hands of Europe‘ bei uns im Team haben“, erzählt der Geschäftsführer.
Insgesamt hat der Betrieb zwei – bis dreitausend verschiedene Hutformen lagernd, auf die im ersten Schritt der Herstellung das Rohmaterial – im Fachjargon Hutstumpen genannt – aufgezogen wird, ehe es bei 80 bis 90 Grad in den Trockenofen kommt. Bei Filzhüten folgt dann die Oberflächenbehandlung bevor sie in die Modisterei gelangen, wo sie verziert und fertiggestellt werden. „Auf das Designen als klassischen Teil der Modisterei freue ich mich das ganze Jahr, das ist das Herzstück und das lasse ich mir nicht nehmen“, erklärt Mühlbauer. Gemeinsam mit zwei seiner Kolleginnen, die beide Modedesign studiert haben, erarbeitet er die zum Teil extravaganten Designs. „Man darf Wien als modische Stadt nicht unterschätzen“, sagt Mühlbauer und erzählt, dass es teilweise erstaunlich sei, welch hochmodische und außergewöhnliche Hüte in den zwei Wiener Geschäften verkauft werden. „Aber man muss schon sagen, dass etwa die Hälfte der Besucher im Innenstadtgeschäft internationaler Herkunft sind“, so Mühlbauer weiter. Etwa 60 Prozent der erzeugten Hüte finden außerhalb Österreichs, von Asien bis nach Amerika, ihre Käufer.
„Für die Zukunft ist und bleibt die größte Herausforderung, ausreichend Hüte zu verkaufen um den Standort Wien halten zu können“, so Mühlbauer. Deshalb setzt man den Fokus momentan auf den Online-Bereich. „Ein weiteres Projekt ist es, neue Verkaufsstandorte zu eröffnen – wann und wo ist aber noch nicht klar“, erklärt der Geschäftsführer.
Foto: Mühlbauer