Vom Kampf um die Ziege

Nomadenvölker aus aller Welt trafen sich am Issyk Kul See von Kirgisistan, um bei den III World Nomad Games in traditionellen Sportdisziplinen gegeneinander anzutreten.

Kirgisistan ist für viele Menschen aus der westlichen Welt ein weißer Fleck auf der Landkarte. Der zentralasiatische Staat, der 1991 seine Unabhängigkeit von der früheren UdSSR erlangte, will dies jedoch ändern. Ein Mittel dazu sind die an dem Gebirgssee Issyk Kul ausgetragenen III World Nomad Games, eine Veranstaltung, die sich in der Tradition der Nomadenkulturen Asiens sieht.

Das Hauptziel der World Nomad Games ist die Erhaltung der Nomadenkultur der turkstämmigen Völker und deren Nationalsportarten wie Kok-Boru (ein Vorläufer von Polo mit einer toten Ziege), Er-enish (Ringen auf Pferden), Bogenschießen vom Pferderücken aber auch kulturelle Veranstaltungen mit Musik und Tanz. Bei der Eröffnungszeremonieam 2. September 2018 in Cholpon-Ata waren die Präsidenten von Kasachstan, der Türkei, Aserbaidschan und Usbekistan sowie der Premierminister von Ungarn präsent. Die Wettkämpfe selbst wurden an fünf Orten in der Region ausgetragen. 3,000 Athleten aus 77 Ländern nahmen in 37 Disziplinen des Ethnosports teil.

Traditionelle Sportarten

Besucher der World Nomad Games waren vor allem Kirgisen, wenige westliche Gesichter mischten sich unter die Zuschauer, auch wenn ein Team aus den USA an den Kok-Boru Wettkämpfen teilnahm. Diese wohl kontroversiellste Disziplin der World Nomad Games hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Afghanistan. Die Teilnehmer sind zu Pferde und müssen einen geköpften Ziegen- oder Schafskadaver in das Tor befördern. Gegen das geübte Team der Kasachen hatten die USA allerdings keine Chance. Eine ebenfalls sehr traditionsreiche Sportart ist Er-enish, hier treten zwei berittene Männer gegeneinander an. Ziel ist es, den Opponenten am Gurt, den er um den nackten Oberkörper geschlungen hat, zu Boden zu ziehen.

Wie eine Reise in eine längst vergessene Welt mutete das Ethnodorf Kyrchyn an, wo tausend Jurten am Fuße des Tian Shan Gebirges errichtet worden waren. Junge Männer auf Pferden mit einem zahmen Adler oder Falken auf dem Arm, Menschen die auf Yaksoder Trampeltieren reiten, traditionelles Bogenschießen vom Pferd, ein Bazar mit von Hand hergestellten Waren und vieles mehr konnte man hier bestaunen. Die freundlichen Kirgisen luden Besucher gerne in ihre Jurten ein, wo ihnen gleich Spezialitäten kredenzt wurden. Überall wurde musiziert und getanzt, sogar einer traditionellen Hochzeit konnte man beiwohnen.

Als Maskottchen der dritten World Nomad Games wurde der vom Aussterben bedrohte Schneeleopard gewählt. Nur noch wenige tausend dieser majestätischen Tiere leben in freier Wildbahn, ihr Lebensraum ist durch den Menschen, aber auch durch den Klimawandel bedroht. Ein Projekt der Vereinten Nationen, The Global EnvironmentFacility (GEF) soll das Ökosystem der Tian Shan Berge Kirgisistans, dem Habitat der Schneeleoparden, erhalten und so zum Schutz dieser seltenen Tiere, die in der Kultur der Nomaden Kirgisistans als Beschützer der Krieger galten, beitragen.

Foto: Botschaft von Kirgisistan/Wien