Österreichs Adresse in der Ewigen Stadt

Beitrag von Dr. Teresa Indjein, Direktorin des Österreichischen Kulturforums in Rom

 

BMEIA/ Michael Gruber

AUSTRIA prangt in hohen Lettern und weithin sichtbar über dem Eingang des Österreichischen Kulturforums Rom. Sie stechen jedem ins Auge, der die römische „Valle Giulia“ durchquert, den einzigartigen Renaissancebau der Villa Giulia rechts liegen lässt und links die Viale Bruno Buozzi hinaufmarschiert. Das Gebäude liegt am Rande des Geländes der Weltausstellung von 1911 und unweit des seinerzeit von Josef Hoffmann entworfenen österreichischen Pavillons. Zwar verfügt Österreich schon seit gut 140 Jahren über eine wissenschaftliche und kulturelle Repräsentanz in Rom, ein eigenes Gebäude und einen ständigen Bezugspunkt sollten die österreichischen Institutionen aber erst 1938 erhalten. Das heutige Kulturforum beherbergt auch das Österreichische Historische Institut in Rom, aus dem es ursprünglich hervorgegangen ist und das als einziges eigenständiges Forschungsinstitut in Italien präsent ist, sowie das österreichische Konsulat. In einem ehemaligen Weinberg der Papstvilla gelegen, handelt es sich beim Kulturforum Rom um das älteste Kulturinstitut in österreichischem Besitz. Zwischen 1937 und 1938 vom renommierten österreichischen Architekten, Universitätsprofessor und Denkmalschützer Karl Holey erbaut, gilt es nicht nur als ein architektonisches Juwel und seltenes zeitgeschichtliches Zeugnis, auch die Innenausstattung stammt aus der Entstehungszeit und ist darauf bedacht, den österreichischen Charakter des Hauses hervorzuheben. Seit 80 Jahren gilt das Institut mit seiner derzeit 110 000 Bände umfassenden Bibliothek als geschichtsträchtige Repräsentanz österreichischer Kunst und Wissenschaft.

Rom als Zentrum des Christentums und Wegbereiterin der griechisch-abendländischen Zivilisation hat auch im 21. Jahrhundert eine herausragende Stellung als ein Zentrum der Weltkultur. Roms Magie und Anziehungskraft sind lebendig wie eh und je. Wir kennen sie noch immer, die schon Jahrhunderte währende Sehnsucht nach Italien, die Ehrfurcht vor Schönheit, Anmut und Genie. Wohn werden wir wachsen? In das Geistige, weiter zur Hingabe an die Kunst, die Forschung, die Verbindung von beiden. Die österreichische Kulturdiplomatie ist dem Dienst an der Kunst und der Kreativität verpflichtet. Sie weiß um Traditionen und sie lebt, weil sie immer über sich hinaus wachsen muss. Das Zeitgenössische fördern, Kultur und Politik und die Brücken ins Ausland, für jedes Land besondere Beziehungen, je nach Geschichte, Geographie und den Menschenbrücken, einst und heute. Österreich und Italien. Wir kennen einander. Und Kenntnis schafft Nähe, auch die Freude an der Sprache.

Die österreichische Kulturdiplomatie ist dem Dienst an der Kunst und der Kreativität verpflichtet.

Ich empfinde große Dankbarkeit dafür, dass ich von 2011 – 2022 in der Kulturpolitischen Sektion des Außenministeriums mit so vielen engagierten Personen arbeiten durfte. Die Auslandskultur ist für Österreich ein weites Arbeitsfeld und umfasst eine umfangreiche Bandbreite von Aktivitäten, von der pragmatischen Arbeit bis zu den feinsten Verästelungen der Kunst. Es sind mehr als sechstausend Projekte, die in ihrem Netzwerk jedes Jahr realisiert werden, in allen Genres. Besondere Freude machte die Arbeit mit Fachexperten bei der Umsetzung unserer spezifischen Förderprogramme. Das sind zum Beispiel „The New Austrian Sound of Music“ für den besten musikalischen Nachwuchs, „schreibART AUSTRIA“ für die Literatur, im Film unter anderem mit der „österreichischen Kurzfilmschau“, dem Programm „ACT OUT“ für Tanz und Performance, das Förderprogramm für Frauen „Kalliope – Frauen in Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur“ (Calliope. Join the Dots). Mit dem Programm „CREATIVE AUSTRIANS – VordenkerInnen für die Gesellschaft von morgen“ wurden ab 2016 Schwerpunkte im Bereich der Innovationskultur aus Österreich gelegt und Fragen um die Zukunft der Arbeit, die Folgen der Digitalisierung und österreichische Bemühungen um nachhaltige und ökologische Wirtschaftskonzepte behandelt. All dies wird ergänzt mit dem „Playbook Klimakultur“ samt dazugehörigem Arbeitsbuch, „Manual Klimakultur“ in Sachen Gestaltung von umweltbewusster Auslandskulturarbeit.

In diesem Sinn arbeiten wir im Team des Kulturforums Rom zum Thema VITA GIARDINO. Wir stellen den Garten als Ort der Kultur, des Gestaltens, der Freude und des Friedens in den Mittelpunkt. Das Konzept zu unserem Generalthema ist offen, denn wir möchten viele Menschen, „GärtnerInnen des inneren und äußeren Lebens“, einladen, von ihrer Beschäftigung mit dem Garten zu erzählen, ihrem Wissen, ihren Arbeitsweisen, ihrer Fürsorge. Der Garten als Gestaltungs- und Erkenntnisfeld ist auch ein Raum des Lernens. Er lehrt uns, den Blick zu schärfen, geduldig zu bleiben, Akzeptanz zu lernen. Der innere Garten symbolisiert unserem Verständnis nach, die Obsorge für eine möglichst gute geistige und psychische Verfasstheit. Worauf ist dabei zu achten? Wir würden auch gerne zusammen mit TherapeutInnen über den Garten als Ort der heilenden Kräfte sprechen und gute Ideen zirkulieren lassen. Der Garten ist ein Ort der Schönheit und des Staunens, ist für viele ein Ort der Freude. Mit dem Wissen von Garten-ExpertInnen würden wir gerne in ihre gegenwärtige Gestaltung von Gärten schauen, und mit ihnen darüber sprechen, wie Gärten und Grünland angesichts der Klimaerwärmung und im Hinblick auf den Wasserhaushalt klimaresistenter gestaltet werden können. Wer schon einmal selbst Gemüse, Kräuter oder Obst angebaut hat, und sei es nur im Kleinen, an einer Fensterbank oder am Balkon, oder so, wie es in Wien in den beliebten Schrebergärten oder Gemeinschaftsgärten praktiziert wird, weiß den Wert der Lebensmittel zu schätzen und übt sich in Dankbarkeit für die Erde und die Arbeit der BäuerInnen, die uns ernähren. Wie gelingt es, unser Konsumverhalten nachhaltiger zu gestalten? Wie wird unser innerer und äußerer Garten resilienter? Wie stärken wir Gemeinschaft und wie gestalten wir Frieden? Dass Blicke in die Vergangenheit lohnend sind, zu den Ideen, Prinzipien und Symboliken historischer Gärten, versteht sich. Seit langem ist der Garten, sei es der private oder der kommunale, für Kinder und Familien ein Ort des Glücks, der Erholung und auch der Pracht.

Die Liebe zu den Künsten ist eine Konstante, die Österreich mit Italien auf das Innigste verbindet. Es versteht sich daher von selbst, dass bei all dem zuvor Genannten der Garten als Ort der Künste und des bewundernden Staunens nicht fehlen darf. Zu VITA GIARDINO gehört daher auch unsere Absicht mit Hilfe der Künste Gärten zum Blühen zu bringen, mit Musik, Literatur, Tanz, Performance, Bildender Kunst, Film und anderem, das kreative Menschen ersinnen. Wir möchten „Kunst und Garten“ feiern, und das nicht nur in Rom, sondern am Besten in jeder der zwölf Provinzen in Mittel- und Süditalien, für die das Österreichische Kulturforum Rom territoriale Zuständigkeit hat. Unser Auftrag in der Kulturdiplomatie ist es immer, im Dialog und mit unseren italienischen Partnern zu agieren.

Fotos: Lois Lammerhuber