Das (Passiv)-Haus der Zukunft

Das Ingenieurbüro „Energy Consultants“ von Rainer Krißmer und Andrea Strasser vereint wirtschaftlichen Erfolg und nachhaltige Entwicklung in der Immobilienwelt. SOCIETY sprach mit ihnen über das Passivhaus.

Das Projekt „Landluft“ hat 1000 von 1000 möglichen Punkten gemäß klimaaktiv Gebäudestandard erreicht. Wie entstand die Idee zum smart-grid-fähigem Passivhaus mit intelligentem Energiesystem?

Wir haben gemerkt, dass wir selbst nicht nach unserem Verständnis von „Nachhaltigkeit“ – Vermeidung vor Kompensation – leben. Nur wer wenig braucht, ist unabhängiger von externen Einflüssen. Diesen Ansatz löst das Passivhaus am besten. Nach dem Bau haben wir analysiert, was wir noch benötigen: Elektromobilität für unsere beiden Autos, Wärme und Strom für die Computer, was wir durch unserer Photovoltaik-Anlage, dem Batterie-Speicher und dem intelligenten Management von Energieströmen, kompensieren. Seit kurzem versuchen wir, selbst Humus aufzubauen, weil er sehr stark CO2-bindend agiert.

Das Passivhaus benötigt sehr wenig Energie. Was sind die dafür erforderlichen Komponenten?

Das Passivhaus versorgt sich nicht zu 100% selbst mit Energie. Es benötigt aber sehr wenig, aufgrund des Vermeidungskonzeptes. Die meisten Passivhäuser lassen sich durch eine Netto-Null-Bilanzierung ausrichten: Es wird gleich viel Energie erzeugt, wie im Jahr verbraucht wird. Die dafür notwendigen Komponenten sind unter anderem eine 8,6 Kilowatt-Peak Photovoltaikanlage, ein Boiler mit 500 Litern, zwei Pufferspeicher mit 1000 Litern, eine Luftwärmepumpe, ein Holzvergaserkessel und ein Batteriespeicher mit zehn kWh, zwei Elektroautos, Regenwasser-Nutzung, extensive Begrünung und mit dem Eigenholz des Waldbestandes wurde das Haus gebaut und anschließend der Wald wieder aufgeforstet.

Wodurch differenziert sich das Passivhaus vom übrigen Energie- und Immobiliensektor und mit welchen ökologischen Herausforderungen hat dieser zu kämpfen?

Die Energieversorgungsstruktur ändert sich gänzlich. Eine der Gründe dafür ist sicher der European Green Deal. Nun muss viel Geld für das Stromnetz und die Digitalisierungsstrategie in die Hand genommen werden. Wir wissen, dass die Stromkosten und auch der Preis für alle andere Energieträger massiv steigen wird. Wenn das Credo nun lautet: „Vermeidung vor Kompensation“, dann bin ich umso unabhängiger von externen Einflüssen wie Stromausfällen oder steigenden Energiekosten, je weniger ich verbrauche. Der beste Ansatz für hohe Unabhängigkeit, Flexibilität und wenig Verbrauch ist das Passivhaus, welches weltweit eingesetzt werden kann. Neben der Neubau-Version, dem sogenannten „Passivhaus“, gibt es auch bei bereits bestehenden Objekten die Möglichkeit einen annähernden „Passivhaus-Standard“, den sogenannten „EnerPHip“-Standard, zu erreichen. Dabei reduziert sich der Energieverbrauch des Objektes auf 25 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr.

Lohnt sich das Passivhaus auch finanziell?

Bei diesem Thema neigen wir dazu, eher statisch zu denken. Wenn wir mit 12-15% Mehrkosten rechnen, laufende Kosten, wie beispielsweise den Austausch von alten Fenstern abziehen, das Haus auf 40 Jahre rechnen und nur eine liberale Energiepreissteigerung von 3-5% mitdenken, wobei wir von einer momentanen Steigerung von ca. 30% in den nächsten Jahren ausgehen werden, fährt man ab 15 Jahren ins Plus. Hinzu kommen auch noch die massiven Fördersätze, die bis zu 45% der Kosten ausmachen können, sowohl im privaten als auch im gewerblichen Sektor.

Fotos: Andrea Strasser, Rainer Krißmer