Coronas Ahnen – Masken und Seuchen am Wiener Hof 1500-1918

Noch bis 11. April 2021 können in der Kaiserlichen Wagenburg Wien die „Ahnen Coronas“ inspiziert werden. Von der Pest über die Pocken und Blattern bis hin zu Cholera und der Spanischen Grippe führt die Ausstellung durch die Historie der „Masken und Seuchen am Wiener Hof“ zwischen 1500 und 1918.

Vor allem die Pest versetzte das Wien der Frühen Neuzeit lange in Angst und Schrecken. Während manche Herrscher vor dem „Schwarzen Tod“ auf das Land flohen, so etwa Kaiser Leopold I, blieben andere, wie Kaiser Karl VI., in Wien, um ihren Untertanen Mut zu machen. Auch damals waren Grenzschließungen und Quarantäne wesentliche Mittel zur Bekämpfung der Pandemie. Die Habsburger vertrauten vor allem aber auch auf Gott: Durch Votivgaben hoffte man, das Ende des Leides herbeiführen zu können – aus diesem Glauben heraus entstanden auch die Pestsäule am Graben sowie die Karlskirche, die Karl VI. dem Pestheiligen Karl Borromäus stiftete.

Der Heilige Aloysius von Gonzaga (1568–1591) bei den Pestkranken, Rom, 1. Viertel 18. Jahrhundert
Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie
© KHM-Museumsverband

1713 wurde die letzte Pestepidemie in Wien aufgezeichnet, die Seuchengefahr jedoch war nicht gebannt: Pocken und Blattern beherrschten das städtische Leben. Diese Virusinfektion war zwar nicht unbedingt tödlich, hinterließ aber für ein Leben lang Narben. Sie verbreitete sich anders als die Pest auch in den höchsten Kreisen: König Ferdinand IV. und Kaiser Joseph, beide Frauen von Josef II. und mehrere Kinder der Kaiserin Maria Theresia starben daran. Auch die Kaiserin selbst erkrankte 1767 schwer an den Pocken, was sie wiederum dazu veranlasste, ihre jüngsten Kinder impfen zu lassen. Zu dieser Zeit wurde ein menschliches Serum geimpft, welches sich bei der Bevölkerung nicht durchsetzen konnte. Erst 1800, als die Impfung mit einem Kuhserum aufkam, stieg die Impfbereitschaft langsam an und die Pocken verschwanden schließlich.

Im 19. Jahrhundert trat dann mit der Cholera eine neue gefährliche Seuche auf. Man erkannte schließlich den Zusammenhang zwischen Seuche und Hygiene, was eine Verbesserung der Wiener Kanalisation mit sich brachte – die sogenannten Cholera-Kanäle entstanden und mit ihnen das erste umfassende Abwassersystem der Stadt. Dennoch hielt sich diese Krankheit noch rund 100 Jahre in der Stadt und bedrohte die Wiener Bevölkerung.

Ausstellungsansicht (497 KB) Multimediale Installation zu:
Allegorie: Austria und die Cholera
© Foto: KHM-Museumsverband

Am ähnlichsten zur heutigen Situation war die Spanische Grippe, die 1918 weltweit zahlreiche Opfer forderte. Im gleichen Jahr wurde das Ministerium für Volksgesundheit gegründet, welches mit der Bekämpfung der Grippe betraut wurde. Auf Basis des Epidemiegesetzes aus dem Jahr 1913, das auch im Rahmen der aktuellen Corona-Krise seine Anwendung findet, wurden auch damals eigene Spitalsstationen geschaffen und Schulen und Theater geschlossen.

Im Schutz der Maske

Die Maske ist heute unsere tägliche Begleiterin und damit das Symbol der Corona-Pandemie. In der Geschichte der Menschheit hat sie eine lange und vor allem vielschichtige Tradition, wobei der medizinische Nutzen kaum eine Rolle spielte. Bei den Habsburgern fanden Masken vor allem bei Turnieren oder im Theater und bei ausgelassenen Tanzfesten ihre Verwendung. „Pestmasken“, die Ärzte vor Ansteckung schützen sollten, sind hingegen im deutschsprachigen Raum nicht nachweisbar.

Eine höfische Sonderform fand man in der Zeit von Kaiserin Sisi, die bei Trauerfeiern ihr Gesicht mit einer kunstvollen schwarzen Samtmaske bedeckte – um zum einen ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen und zum anderen um ihr alterndes Gesicht vor neugierigen Blicken zu schützen.

Wechselvisiere zum Husarischen Turnier
Erzherzog Ferdinands II., Wolfgang Kaiser und Melchior Pfeiffer, Prag 1557
Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer

Trauermaske und Trauerschleier der Kaiserin Elisabeth, Fanny Scheiner, Wien, um 1880
Kaiserliche Wagenburg Wien
und Gala-Livree eines Kutschers oder Lakaien während der Hoftrauer, Kaiserliche Wagenburg Wien, Monturdepot
© KHM-Museumsverband

Um die aus den Krankheiten resultierende Trauer zu zeigen, wurde der Hof in tiefes schwarz getaucht: Die Kutschen wurden schwarz gestrichen und ausstaffiert, die Diener trugen schwarze Livreen und auch der Adel musste sich entsprechend kleiden.

Auch der Leichenwagen entstand aus dem Versuch heraus, der Seuche präventiv entgegenzuwirken. Hatte man bis vor 1762 meist Bahren für die Leichen verwendet, verfügte Kaiserin Maria Theresia im selben Jahr, dass ihre an Pocken verstorbene Tochter Johanna Gabriele aus Sicherheitsgründen auf einem Wagen transportiert werden sollte. In aller Eile wurde aus einem bis dahin für Botschafteraudienzen verwendeten Fahrzeug ein Leichenwagen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dieser durch einen prächtigen schwarzen Leichenwagen ersetzt, der auch in der Wagenburg zu sehen ist.

Kaiserlicher Galawagen für die Hoftrauer (Ausstellungsansicht), Österreich, Gestell um 1690, Kasten um 1730/35, umgebaut im 19. Jh.
Kaiserliche Wagenburg Wien
© KHM-Museumsverband

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Die Ausstellung möchte einen Beitrag dazu leisten, die einschneidenden Erfahrungen, die wir aktuell alle machen, durch den Blick auf die Vergangenheit umfassender zu begreifen. Der Bogen der gezeigten Objekte, die größtenteils aus den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums und des Theatermuseums stammen, spannt sich dabei von Turnier- und Karnevalsmasken des Wiener Hofes über Zeugnisse der großen Epidemien und Dokumente zur Impfgeschichte bis hin zu den imposanten Trauerroben der Habsburger.

Infos:

Kaiserliche Wagenburg Wien

Schloß Schönbrunn

Info.wb@khm.at

www.kaiserliche-wagenburg.at

1.12 – 14.03: Täglich von 10:00 bis 16:00 Uhr

15.03 – 30.11: Täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr

Quelle: Pressetext Kaiserliche Wagenburg Wien, adaptiert von der Redaktion

Beitragsbild: © KHM-Museumsverband