Oman und Österreich: wachsende Verbindungen

SOCIETY hat im Gespräch mit dem österreichischen Botschafter im Oman, S.E. Christophe Ceska, mehr über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Oman und Österreich, über das Potential wirtschaftlicher Zusammenarbeit und über die kulturellen Verbindungslinien zwischen den beiden Ländern erfahren.

Sie sind seit August 2023 österreichischer Botschafter im Sultanat Oman – wie blicken Sie auf die ersten rund 1,5 Jahre Ihrer Amtszeit zurück?

Oman ist einzigartig. Die omanische Kultur wurzelt nicht nur in einer stolzen Geschichte der Seefahrt und des Handels, sondern Traditionen und modernes Leben gehen hier Hand in Hand und es wird großer Wert gelegt auf eine möglichst kultur- und naturfreundliche Modernisierung. Die strategische Lage entlang der Straße von Hormuz und die eigenständige Außenpolitik, die sich aus allen, insbesondere regionalen Konflikten heraushält, machen den Oman zu einem besonders wertvollen Gesprächspartner für Österreich. Meine ersten 1,5 Jahre in Oman waren auch deshalb intensiv und spannend, weil Außenminister Alexander Schallenberg bereits 2 Monate nach meiner Ankunft an einer internationalen Konferenz in Maskat teilnahm und insgesamt fünf bilaterale Gespräche mit seinen Amtskollegen aus der Golfregion führte. Drei Monate später durfte ich eine große Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Bundesminister Martin Kocher in Maskat betreuen. Seitdem ist die Liste an bilateralen Projekten weitergewachsen, Ausdruck des wachsenden Interesses Österreichs an starken Beziehungen zum Oman.       

Wie würden Sie die Beziehungen zwischen dem Oman und Österreich beschreiben? An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?

Mit dem Sultanat Oman verbindet Österreich eine langjährige Geschichte guter und freundschaftlicher Beziehungen. 2023 wurde das 50-jährige Jubiläum diplomatischer Beziehungen in Maskat begangen. Österreich schätzt Omans traditionelle Außenpolitik des Ausgleichs und des Dialogs mit allen seinen Nachbarstaaten sehr. So kam die Freilassung zweier Österreicher aus einem iranischen Gefängnis im Sommer 2023 auch dank omanischer Vermittlung zustande.

Zwischen Österreich und Oman laufen derzeit Verhandlungen über eine Reihe von sektorspezifischen Absichtserklärungen, die dazu beitragen sollen unsere ausgezeichneten bilateralen Beziehungen weiter zu vertiefen. Nächstes Jahr sollte die erste Kaiserin Sisi-Ausstellung in Maskat ausgetragen werden. Wir arbeiten daran, das seinerzeitige Projekt einer Ausstellung des Kunsthistorischen Museums im Nationalmuseum in Maskat zu realisieren.   

Österreich und Oman haben auf multilateraler Ebene als jeweiliges Mitgliedsland der Europäischen Union bzw. des Golf-Kooperationsrates ein weiteres politisches Instrumentarium, das die vertrauensvollen Beziehungen zwischen beiden Ländern unterstreicht.

2023 wurden, wie Sie bereits erwähnten, 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und dem Oman gefeiert – was waren die Höhepunkte dieser 50 Jahre?

Im Februar 2023 fand eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus der Steiermark in der Stal Gallery in Maskat statt. Das Auner Quartett aus Wien konzertierte daraufhin im Mai bei der 50-Jahre Feier im renommierten Bait Al Zubair Museum in Maskat, gefolgt von der Eröffnung einer österreichisch-omanischen Fotoausstellung in Anwesenheit des omanischen Unterstaatssekretärs im Ministerium für Kulturerbe und Tourismus. Darüber hinaus lud der seinerzeitige Unterstaatssekretär Al Wahaibi zu einer medienwirksamen 50-Jahre Zeremonie im omanischen Außenministerium am 9. Mai 2023.

Im Jänner 2025 besuchte eine offizielle Delegation des österreichischen Finanzministeriums sowie eine Wirtschaftsdelegation das Sultanat Oman – wie bewerten Sie die wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder und wo sehen Sie Potential für zukünftige Zusammenschlüsse?   

Das Potential für einen engeren wirtschaftlichen Austausch mit Oman ist tatsächlich groß: Viele bekannte österreichische Unternehmen wie Strabag, Vamed, Mondi und Doka sind seit Jahren hier erfolgreich tätig. Das starke Interesse des Omans die Energiewende voranzutreiben, bietet enorme Chancen für österreichisches Knowhow. Oman investiert derzeit stark in die Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft mit denen das Land reichlich gesegnet ist. Bis 2030 soll eine Million Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Das Unternehmen Strabag zum Beispiel ist seit Anfang der 1970er Jahre mit einer Tochtergesellschaft im Oman vertreten und hat seitdem hunderte von prestigeträchtigen Aufträgen für Flughäfen, Straßen, Brücken, Geschäftskomplexe, Dämme und Häfen erfolgreich abgeschlossen. Als flächenmäßig großes Land verfügt Oman auch über reiche Vorkommen an Mineralien und Metallen. Zwei österreichisch-omanische Joint-Ventures haben das vor Jahren erkannt und sind seither erfolgreich tätig.  

Seit einigen Jahren stellt die Österreichische Botschaft Maskat fest, dass das gegenseitige Interesse an touristischen Besuchsreisen sowohl nach Österreich wie auch in den Oman stark wächst. Letztlich ist der Tourismussektor in beiden Ländern von großer Bedeutung. Zudem begeistern sich immer mehr Omanis für das Wandern und der erste Wanderführer über Oman wurde von einem Österreicher geschrieben, der sich viele Jahre hier aufgehalten und die meisten Wanderwege im Hadjar-Gebirge auch persönlich markiert hat. Aus all diesen Gründen wird ersichtlich, dass sich für österreichische Firmen in diesem, im Übrigen landschaftlich einzigartigen Land, vielfältige Geschäftsmöglichkeiten bieten. 

Gibt es Verbindungslinien zwischen Oman und Österreich auch im kulturellen Bereich?

Die Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus der Steiermark im Februar 2023 in der Stal Gallery in Maskat offenbarte das große Interesse kunstaffiner Omanis für moderne Kunst auch aus Österreich. Hermann Nitsch hielt sich regelmäßig in Oman auf, wahrscheinlich auch um sich künstlerisch zu regenerieren. Ein früherer Informationsminister offenbarte mir sogar, ein Fan von Hermann Nitsch zu sein und ihn seinerzeit persönlich in Prinzendorf besucht zu haben.

Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden auch in Oman großgeschrieben. Das zeigte sich auch im großen Interesse der omanischen Gäste für die im Oktober 2024 gemeinsam mit dem Minister für Tourismus und Kulturerbe, Salim bin Mohammed Al Mahrouqi, eröffnete erste Österreichische Kulturwoche in Oman zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt im Bait al Zubair Museum.

Musik spielt zudem in der omanischen Gesellschaft eine wichtige Rolle, weshalb die Königliche Oper von Maskat zu den wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes gehört. Anfang Jänner 2025 gastierte dort die Gardemusik Wien und erntete für ihren großartigen Auftritt großen Beifall. Ebenso zeigten sich die omanischen Gäste begeistert vom Auftritt des jungen österreichischen Trios Cobario zur Eröffnung der österreichischen Kulturwoche. Aus all diesen Gründen wird klar, wie Kunst und Kultur die zwischen Österreich und Oman bestehenden Brücken mit Leben erfüllt.