Seit 1. September 2025 ist Klaus Albrecht Schröder der neue Geschäftsführer des WIENER AKTIONISMUS MUSEUM. Er folgt damit Philipp Konzett, der nun in beratender Funktion tätig bleiben wird. Nach 25 Jahren als Generaldirektor der Albertina will Schöder „nicht nur Tauben vergiften im Park“, wie er bei einer Pressekonferenz in Anspielung an Georg Kreisler scherzte.
„Für mich beginnt jetzt ein spannendes neues Kapitel in meinem Berufsleben. Nach einer genauen Prüfung mehrerer Angebote aus dem In- und Ausland, habe ich mich für die Aufgabe der Neupositionierung und Weiterentwicklung des WIENER AKTIONISMUS MUSEUM entschieden. Gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Jürgen Boden habe ich mir zum Ziel gesetzt, das WIENER AKTIONISMUS MUSEUM innerhalb der nächsten Jahre zu einem wertvollen Pfeiler der Museumslandschaft der Bundeshauptstadt Wien zu machen. Nachdem ich über ein Vierteljahrhundert lang die Albertina geführt habe und sie in diesen 25 Jahren zu einem neuen, großen Kunstmuseum mit fünf Sammlungen an drei Standorten machen durfte, freue ich mich jetzt, für die wissenschaftliche Forschung und inhaltliche Neuausrichtung eines Spezialmuseums verantwortlich zu sein, das den Kern seiner Sammlungen einem der radikalsten und bedeutendsten Zeitabschnitte der Kunstgeschichte Österreichs verdankt“, so der neue Geschäftsführer.
Ausschlaggebend für seine Entscheidung war laut Schröder: „Die Sammlungen des Friedrichshofs wurden sukzessive veräußert, weswegen Philipp Konzett und ich beschlossen haben, den Rest zu erhalten. Dies ist deswegen so lohnenswert, weil eine Sammlung als Kulturgut wesentlich mehr ist als die Addition ihrer Werke. Und die Geschichte des Friedrichshofs hat eine immense kulturhistorische wie historische Bedeutung für Österreich. Nach 25 Jahren in denen ich das Publikum in meiner Tätigkeit als Generaldirektor der Albertina für die gesamte Kunstgeschichte der letzten 600 Jahre begeistern durfte, ist es mir jetzt ein Anliegen, die radikalste und vielleicht fortschrittlichste und wahrscheinlich auch wichtigste Bewegung der Kunstgeschichte Österreichs der 1960er Jahre vermarkten zu dürfen.
Umbau und Neuausrichtung
Im Zuge dessen kommt es auch zu einer inhaltlichen Neuausrichtung und einem Umbau, der bis Mitte März 2026 abgeschlossen werden soll. Diese reicht von der Verlegung des Haupteingangs und der Erweiterung des Museums bis zur Erneuerung der Klimatisierung, Beleuchtung und Sicherheitstechnik. „All diese Maßnahmen werden wir in den nächsten sechs Monaten realisieren. Die Modernisierung und Neupositionierung des Museums endet aber nicht bei der Verdreifachung der Hängefläche. Auch im Ausstellungsprogramm wird es markante Änderungen geben“, so Schröder.
„Wien war ein Dreh- und Angelpunkt für die performativen Künste Mitteleuropas. Es gibt enge Beziehungen zwischen Wien und Prag, genauso zu Budapest oder Belgrad. Diese Kontextualisierung und die Bedeutung der Rolle des Wiener Aktionismus zu unterstreichen wird ein wichtiges Anliegen von mir sein. Das wird man bereits in der Eröffnungsausstellung Mitte März nächsten Jahres sehen. Diese widmet sich den Frühwerken Hermann Nitschs, die so in Österreich noch nie gezeigt worden sind. Beginnend bei den 1950er Jahren, als er zuerst das Konzept des Orgien Mysterien Theaters konzipiert hat, bis ungefähr 1970-75. Jahre, in denen sein monumentales Schaffen erstmals um den Mythos des Sakralen kreist und zugleich eng mit dem Werk seiner Freunde des Wiener Aktionismus verzahnt ist. Die Eröffnungsausstellung ist eine Kooperation mit dem nitsch museum Mistelbach, das zeitgleich sein Werk ab 1980 bis zu seinem Tod zeigen wird. Kuratorin beider Ausstellungen ist die Direktorin der Sammlungen des WIENER AKTIONISMUS MUSEUM, Julia Moebus-Puck. Auch der Bezug zu Prag wird in dieser Ausstellung einen großen Stellenwert haben. Schon diese Schau wird nicht nur einen österreichischen Künstler zeigen, sondern als Teil einer größeren Mitteleuropäischen Bewegung dargestellt.
Otto Muehl Retrospektive im September 2026
Im Herbst nächsten Jahres wird Klaus Albrecht Schröder selbst eine Ausstellung kuratieren: Eine Retrospektive von Otto Muehl anlässlich seines Geburtstags vor 101 Jahren, 1925. „Für mich stellt die Auseinandersetzung mit Muehls Schaffen eine besondere Herausforderung dar. Gilt es doch ein Werk zu präsentieren, das in einigen Abschnitten mit der Gesellschaftsutopie von Otto Muehl verbunden ist: einer in den 1970er Jahren vielfach gefeierten Utopie der Überwindung der Kleinfamilie, der Vergemeinschaftung des Eigentums und der Aktionsanalyse auf der Basis der psychoanalytischen Theorie von Wilhelm Reich.“
Ausstellungprogramm
Weitere Ausstellungen werden sich mit Aktionen von Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler auseinandersetzen, die nicht für ein und vor einem Publikum stattgefunden haben, sondern ihre ästhetische Gestalt von Beginn an in der inszenierten Fotografie finden sollten: penibel komponiert und vorbereitet wie ein Gemälde. Dieses Werk der beiden Österreicher wird dem filmischen und
fotografischen Werk von Bruce Nauman und den Selbstthematisierungen von Egon Schiele gegenübergestellt werden. Ausstellungen zur Geschichte der Muehl-Kommune und ihrem nationalen und internationalen Kontext, sowie zur feministischen Transformation des Wiener Aktionismus im Werk von Valie Export,
Renate Bertlmann und Birgit Jürgensen sollen ebenso folgen wie Themen-Ausstellungen zum „Obszönen in der Kunst“ und „Das monochrome Bild“.