Donald Trump gewinnt US-Präsidentenwahl 2024

von Dr. Rudolf Thaler, ehemaliger Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles

Der Republikaner Donald Trump feiert sein Comeback und gewinnt die Präsidentschaftswahl 2024. US-Botschafterin Victoria Reggie Kennedy sprach am Vorabend des Wahltages von einer der „knappsten Wahlentscheidungen“.

Die letzte Umfrage vor dem Wahltag sagte ein Kopf-an-Kopf Rennen voraus. Vizepräsidentin Kamala Harris lag mit 51% knapp vor Ex-Präsident Donald Trump (47%). Letztlich wurde es ein überwältigender Sieg Trumps. Die Wählerinnen und Wähler sehnten sich nach ‘Change’. Gestiegene Lebenshaltungskosten, Inflation und illegale Einwanderung berührten die Menschen am meisten. Mit wem wird das tägliche Leben billiger? Die Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner traut dies dem Ex-Präsidenten zu. Was erstaunlich ist, da die amerikanische Wirtschaft unter den Industriestaaten mit einen Wachstum von 3% am besten abschnitt und dies offensichtlich zu wenig von der demokratischen Partei kommuniziert wurde.

Im Rennen um das Weiße Haus waren die Stimmen in den Battleground States Pennsylvania, Michigan, Georgia, Wisconsin, North Carolina, Arizona und Nevada entscheidend. In den letzten 15 Wochen summierten sich die Ausgaben für TV-Werbung allein in den Swing States auf 2,3 Milliarden USD: Demokraten 1,4 Mrd. USD, Republikaner 933 Mio. USD. Der Super GAU, dass weder Harris noch Trump eine Mehrheit an Wahlmännern/-frauen erzielten und der Wahlsieg im Repräsentantenhaus entschieden wird, trat nicht ein.

US-Botschafterin Kennedy: “Closest election”

“Es ist dies die knappste Wahlentscheidung, an die ich mich erinnern kann. Kennedy gegen Nixon war damals auch knapp”, sagte die amerikanische Botschafterin Victoria Reggie Kennedy im ORF Interview am Vorabend des Wahltages. Auf die Frage nach der Polarisierung des Landes und einer etwaigen Änderung des amerikanischen Wahlsystems kalmierte Kennedy: “Wahlkämpfe sind laut, das ist amerikanisch. Es wird sich alles beruhigen, sobald wir wissen, wer gewonnen hat. Ich glaube fest an eine friedliche Machtübernahme, an die Stärke der Institutionen und an die ,American People‘. Am 20. Jänner wird es einen neuen Präsidenten geben. Das Wahlsystem wurde 1789 in der Verfassung verankert, mit dem Gedanken, dass auch kleine Staaten eine Stimme haben. Bisher hat das Wahlsystem funktioniert, also wozu diese Tradition ändern”.

The winner takes it all

Eine Besonderheit des amerikanischen Wahlsystems sind die Wahlmänner/-frauen. Nicht jede Stimme zählt gleich. Der Wahlsieger muss auf 270 Wahlleute im “Electoral College” kommen. Wer am meisten Stimmen im Bundesstaat erhält, bekommt alle Wahlmänner: “The winner takes it all“. Hillary Clinton erhielt 2016 zwar US-weit drei Millionen Stimmen mehr als Trump, verlor aber trotzdem die Wahl. Das gleiche Schicksal erlitt Al Gore gegen Georg W. Bush.

Trump: “America First”

Donald Trump wird am 20. Jänner 2025 als 47. Präsident der USA angelobt werden. Es ist anzunehmen, dass er seine Amerika-First-Politik mit größerer Intensität fortsetzen wird. In einer Rede in Chicago im Oktober kündigte Donald Trump die Einführung von Zöllen an: 10% bis 20% auf alle Importe, 60% bis 100% auf Importe aus China. Dies hätte globale Auswirkungen und würde auch die USA mit einer steigenden Inflation treffen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft geht dabei von einem Rückgang des Welthandels von 2,5% im ersten Jahr und langfristig von 3% aus. Europa ist diesmal vorbereitet, eine Liste von Produkten mit Gegenzöllen liegt bereit für einen Deal. Denn niemand sollte ein Interesse an einem Handelskrieg haben. Für Präsident Trump ist das amerikanische Handelsdefizit mit der EU in Höhe von 160 Milliarden Euro ein Dorn im Auge und eine Bestätigung, dass die USA benachteiligt werden. Der geopolitische Fokus der USA wird weiterhin die Asien-Pazifik-Region sein. Es ist anzunehmen, dass die Politik des Ex-Präsidenten wie in der ersten Amtsperiode von Unberechenbarkeit gekennzeichnet sein wird.

USA ist Österreichs Nr. 3 Wirtschaftspartner

Die USA sind Österreichs drittgrößter Wirtschaftspartner. Die USA belegten schon einmal Platz 2. 2023 stiegen die österreichischen Exporte in die USA um 14,2% auf 14,7 Mrd. Euro. Die österreichischen Importe aus den USA legten vergleichsweise um 9,1% auf 8 Mrd. Euro zu. Die USA sind für österreichische Unternehmen mit einer Investitionssumme von 17,4 Mrd. Euro eine attraktive Destination. Österreichische Unternehmen schaffen in den USA 60.000 Arbeitsplätze. In Wien ist wieder viel amerikanisches Englisch zu hören. Die Besucherzahlen aus den USA erreichten im Vorjahr mit 1,04 Millionen Nächtigungen einen Rekordwert, nach deutschen und österreichischen Gästen.