Der Exporttag 2023 der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) stand unter dem Motto ‚Shaping Change’. AW-Leiter Michael Otter und sein Team inspirierten die 3.000 Teilnehmer am größten Export- und Networkingevent Österreichs mit internationalen Vortragenden zu Geopolitik, künstlicher Intelligenz, Cyber Security, Innovationstrends, Fintech … Die AW-Wirtschaftsdelegierten aus allen Erdteilen waren im Dauer-Beratungsmodus. AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ist das größte globale Netzwerk, größer als das US-amerikanische.
von Rudolf Thaler
„Wir können Krise“
… lobte WKÖ Präsident Harald Mahrer in seiner Eröffnungsansprache die rot-weiß-roten Unternehmen, die im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 194 Milliarden Euro an Waren exportierten, „eine extrem hohe Zahl im internationalen Vergleich“. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Warenexporte um 8,6 Prozent auf 51 Milliarden Euro. Die 200 Milliarden Euro-Exportschallmauer könnte damit bereits heuer überschritten werden. Zu den Warenexporten kamen 2022 noch 77 Milliarden an Dienstleistungsexporten hinzu.
„Eine zentrale Stärke Österreichs ist unsere Exportwirtschaft. Trotz international schwieriger Rahmenbedingungen gilt es, diese Stärke zu halten und sogar weiter auszubauen. Dazu müssen wir auf das setzen, was unsere Unternehmen auszeichnet: eine kompromisslose Qualitäts- und Exzellenzorientierung, hohe Leistungsbereitschaft sowie Mut, neue Märkte zu erschließen. Dabei können sich unsere Betriebe auf das starke internationale Netzwerk der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA verlassen“, betont Mahrer.
In Zeiten multipler Krisen ist es wichtig, einen positiven Ausblick zu haben. Österreich und österreichische Unternehmen haben schon eine Reihe von Krisen bewältigt wie beispielsweise Ölpreisschock, internationalen Terrorismus, Balkankrieg, Finanzkrise. „Es wird eine Generalhysterie geschürt“, so Mahrer. Es ist nicht förderlich, eine Debatte um die Festung Österreich zu führen, wenn beispielsweise 200.000 offene Stellen bestehen und angesichts der demographischen Entwicklung weitere 350.000 freie Stellen in den nächsten Jahren hinzukommen. „Wir brauchen eine intelligente Zuwanderungsstrategie. Das Korsett der EU darf sich nicht zu einem Würgegriff entwickeln“, so Mahrer.
„Mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze hängen an den Erfolgen der Exportwirtschaft, eine zusätzliche Exportmilliarde bringt derzeit im Durchschnitt 6.000 weitere Jobs in Österreich“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher, der sich als „Sherpa der Exportwirtschaft“ sieht. Die 8. Auflage der Internationalisierungsoffensive „go international“ von BMAW und WKÖ ist mit 51,2 Millionen Euro dotiert und läuft bis 2027. Minister Kocher zeigte sich beeindruckt, wie innovativ und weit verbreitet österreichische Unternehmen tätig sind, wie beispielsweise beim kürzlichen Besuch mit einer WKÖ-Firmendelegation in Neuseeland. Den Bedrohungen der Wettbewerbsfähigkeit durch Energiepreise, Fachkräftemangel und tendenzielle Überregulierung gilt es entgegenzuwirken. Gerade kleine Staaten wie Österreich müssen hier offensiv auftreten.
Afrika, Wachstumskontinent mit Herausforderungen und vielen Geschäftschancen
Rania Al-Mashat, Ägypten’s Ministerin für Internationale Kooperation wies auf das ehrgeizige Privatisierungsprogramm ihres Landes hin. In den nächsten Jahren soll der Privatanteil von derzeit 30 Prozent auf 60 Prozent erhöht werden. Megaprojekte bieten Kooperationschancen, wie beispielsweise der Ausbau des Suez-Kanals, die Schaffung der Suez Wirtschaftszone mit einer Vielzahl neuer Städte in der Region, der Bau einer Hochgeschwindigkeitsverbindung und der Ausbau des Tourismussektors.
Afrika ist ein wirtschaftlicher Hotspot, der noch zu wenig am Radar der Unternehmen ist. Die österreichischen Exporte nach Schweden entsprechen in etwa den rot-weiß-roten Exporten in die 54 Länder des riesigen Kontinents. Viele dieser Länder entwickeln sich dynamisch und bieten ein großes Potenzial. Lisa Kronreif, die neue Wirtschaftsdelegierte für Algerien, Tunesien und Niger war als Gesprächspartnerin bei den Unternehmen begehrt. Algerien ist flächenmäßig das größte Land Afrikas und weltweit als einer der größten Produzenten von Erdöl, Erdgas und Flüssigerdgas nicht nur im EU-Fokus. Algerien ist bestrebt, sich als logistische Drehscheibe zwischen Europa und Afrika zu etablieren.
Asien: Launch pad Singapur
Singapurs Verkehrsminister und Minister für Handelsbeziehungen S. Iwaran stellte Singapur als die führende Stadt Asiens vor. Singapur setzt auf digitale Infrastruktur, Next Generation Manufacturing, Green Economy und Kooperation. Die Vertiefung bestehender und der Aufbau neuer Handelsbeziehungen – wie beispielsweise die Singapur Alliance – werden als Basis für Wachstum gesehen. Mit dem Abschluss des EU-Handelsabkommens, ist der Außenhandel mit der EU um 40 Prozent gestiegen. Singapur bietet sich für österreichische Unternehmen als idealer Hub an, um die Region zu erforschen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Asien und rund 60 Prozent der globalen tech-savy, digital native und high spending Millennials. Gefragt sind in Asien Innovation, hohe Qualität und herausragender Service.
Wolf: The Era of Global Disorder
Wir leben in einer enorm herausfordernden Zeit, mit vielen Risiken. Martin Wolf, Chief Economics Commentator der Financial Times sah in seiner Keynote ‚The Era of Global Disorder’ Erosionstendenzen demokratischer Systeme und Vertrauensverluste in die Demokratie. Der Aufstieg Chinas demonstriert die Machtverschiebung von West nach Ost. Die Globalisierung wird sich verlangsamen. Die Menschenbewegungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Erderwärmung wird weiter zunehmen, sie zu stoppen ist nicht in Sicht. Mit Artificial Intelligence bahnt sich ein technologischer Wandel an. Pandemie, Inflation und der Ukraine-Krieg lösten eine Schockwelle aus. Die Pandemie verlief zwar relativ mild, verursachte allerdings tiefe wirtschaftliche Konsequenzen und disruptive Entwicklungen in allen Sektoren. Die Inflation ist zurück, angeheizt durch monetäre und fiskale Stimuli in Verbindung mit Versorgungsschocks infolge der Pandemie und des Krieges. Sichtbar wird die Fragilität der Systeme. Die Weltwirtschaft war noch nie so verschuldet wie jetzt. Die einzelnen Staaten erzielen ein geringeres Wirtschaftswachstum. Die Politik wird populistischer und protektionistischer. Der Ausblick bleibt optimistisch. Freie Gesellschaften finden Lösungswege, so wie sie es bisher getan haben. Der Exporttag 2024 wird wieder ein Muss-Termin für jeden Entrepreneur.
Eindrücke unseres SOCIETY-Autors Rudolf Thaler vom WKÖ-Exporttag:
Pressefotos: (c): Nadine Studeny